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Unter Vorbehalt – Tennis 40-Herren des TC Bad Vilbel verteidigen ihren Deutschen Meistertitel

Es ist vollbracht: Die Herren (40) des TC Bad Vilbel haben ihren Deutschen Meistertitel auf der eigenen Anlage verteidigt. Die im Finale unterlegenen Hamburger legten gegen die Wertung allerdings Protest ein.

Bad Vilbel. Die Spieler, die zwei Tage lang auf der Anlage an der Huizener Straße wie Jünglinge um jeden Ball kämpften, haben immer noch auf einem extrem hohen Level gespielt. Es waren viele internationale Größen dabei. Einen Wimbledonsieger und einen Daviscupgewinner konnte nur Gastgeber TC Bad Vilbel anbieten, doch bei der Konkurrenz waren auch Daviscupspieler, Team-Weltmeister, nationale Champions und Senioren-Vizeweltmeister im Einsatz.

Insgesamt 1000 Zuschauer bekamen hochklassiges, spannendes Tennis zu sehen. Vier Teams hatten sich in ihren Herren40-Regionalligen für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Das Los brachte die Favoriten, Titelverteidiger TC Bad Vilbel und RW Remscheid, gleich im Halbfinale zusammen. Und dieses Duell hielt, was es versprach.

Nach den Einzeln stand es 3:3. Die Westdeutschen holten ihre Punkte auf den vorderen Positionen, die Hessen hinten. Im Spitzenspiel merkte man Paul Haarhuis seine Schulterverletzung an: Der einst weltbeste Doppelspieler kann nicht normal aufschlagen, ist auch beim Schmettern über Kopf behindert – die stärksten Waffen des Holländers, der Christian Schäffkes im Chempions-Tiebreak unterlag. Jan Frode Andersen musste sich Ü40-Vizeweltmeister Bart Beks (Holland) beugen und Oliver Kesper verlor gegen Frank Potthoff knapp. Auf der anderen Seite siegten Michael Geserer und Carlos Tarantino souverän. Dass Dirk Dier den Team-Weltmeister Karsten Braasch locker besiegen würde, war nicht unbedingt zu erwarten gewesen.

Krimi im Doppel

Danach entschieden sich die Vilbeler für die so genannte Siebener-Aufstellung: die Nummer eins spielt mit dem Sechser ein Doppel, zwei und fünf beziehungsweise drei und vier bilden ein Paar. Nach nicht einmal einer Stunde bedankten sich die Remscheider Potthoff und Zirden für die Ehre, gegen einen Wimbledonsieger und Daviscupgewinner spielen zu dürfen. Zu diesem Zeitpunkt lagen Andersen/Geserer zwar 6:7, 2:5 zurück, doch Kesper/Dier führten gegen Beks/Blase 6:1, 4:1.

Blase servierte auf Kesper, der returnierte, Beks beendete schnell den Punkt. Kesper verlangte den Schiedsrichter – der Aufschlag sei im Aus. Es entstand eine lange und lautstarke Diskussion, bis der Oberschiedsrichter pro Vilbel entschied. Diese Szene brachte die Gastgeber aus dem Rhythmus. Sie trafen keinen Ball mehr richtig, der Satz ging mit 4:6 „um“. Parallel dazu gelangen Andersen/Geserer ebenfalls fünf Punkte in Folge zum 7:5-Satzgewinn. Im Champions-Tiebreak fingen sich Kesper/Dier wieder und siegten mit 6:3.

Im zweiten Halbfinale setzte sich der Club an der Alster Hamburg gegen TSV Feldkirchen mit 6:3 durch.

Das Finale sah zunächst nach einer klaren Angelegenheit aus. Haarhuis, Dier, Geserer und Tarantino dominierten ihre Gegner, der Norweger Andersen unterlag Jörn Renzenbrink im Champions-Tiebreak 8:10. Oliver Kesper lieferte sich mit dem früheren Weltranglistensechsten im Doppel Udo Riglewski ein ausgeglichenes und begeisterndes Match. Beim Stand von 7:7 im Champions League stürzte Kesper beim Versuch, einen Stopp zu erlaufen und musste mit einer Muskelverletzung auf einer Trage vom Platz gebracht werden.

Die Vilbeler stellten die Doppel taktisch auf, trugen Kesper/Dier als erstes Duo ein und gaben das Match kampflos ab. Andersen/Geserer lagen im zweiten Satz 3:4 zurück, schafften dann aber zwei Breaks und holten damit nicht nur den Sieg, sondern auch die Meisterschaft nach Bad Vilbel.

Die Hamburger legten gegen diesen Sieg jedoch Protest ein. In der Regionalliga-Spielordnung steht: „Spielberechtigt für die Doppel sind alle Spieler der Mannschaftsmeldung, die bei Abgabe der Doppelaufstellung offensichtlich spielfähig anwesend sind. Wer sein Einzel ohne zu spielen aufgegeben hat, das heißt sein Wettspiel aufgibt, bevor der erste Punkt gespielt ist, ist im Doppel nicht spielberechtigt.“ Die Vilbeler bezogen sich auf den letzten Punkt, da Kesper ja gespielt hat. Hamburg operierte wiederum mit Fotos, die den vom Platz getragenen Kesper zeigen, der „offensichtlich nicht spielfähig war“. Nun muss der Deutsche Tennis-Bund (DTB) entscheiden. (löf)

TC Bad Vilbel – RW Remscheid 6:3: Haarhuis/NL – Schäffkes 5:7, 7:5, 4:10, Andersen/NOR – Beks/NL 4:6, 3:6, Kesper – Potthoff 6:3, 4:6, 4:10, Dier – Braasch 6:3, 6:2, Geserer – Zirden 6:1, 6:0, Tarantino/ITA – Träger 6:2, 6:1, Andersen/Geserer – Schäffkes/Braasch 6:7, 7:5, 10:8, Haarhuis/Karbacher – Potthoff/Zirden 6:1, 6:0, Kesper/Dier – Beks/Blase 6:1, 4:6, 10:2.

Finale, TC Bad Vilbel – Club an der Alster 5:4. – Haarhuis – de Miguel-Lapiedra/Spanien 6:0, 6:2, Andersen – Renzenbrink 6:2, 4:6, 8:10, Kesper – Riglewski 6:2, 4:6, 7:7 Aufgabe Kesper, Dier – von Hugo 7:6, 6:0, Geserer – Boelsen 6:3, 6:2, Tarantino – Karl 6:2, 6:0, Kesper/Dier – de Miguel-Lapidra/von Hugo kampflos an Hamburg, Haarhuis/Karbacher – Renzenbrink/Riglewski 4:6, 2:6, Andersen/Geserer – Boelsen/Karl 6:1, 6:4.