Karben. Sophia Diel übernimmt gern Verantwortung. Die 31-Jährige ist Rettungssanitäterin und seit wenigen Wochen Vize-Leiterin der Wache des Arbeiter-Samariterbundes in Karben. Wie sich die Pandemie auf ihren Arbeitsalltag auswirkt und was sie stolz macht, verrät sie im Gespräch.
Sophia Diel findet an diesem Vormittag kaum Zeit, um zwei Sätze am Stück zu Ende zu sprechen. Immer wieder klingelt ihr Handy. Einmal wird etwas vermisst, dann gibt es an anderer Stelle eine Frage.
Vorsorglich hatte sie schon vor Gesprächsbeginn um Verständnis gebeten. Man merkt es gleich: Die 31-Jährige ist als stellvertretende Wacheleiterin beim ASB in der Dieselstraße eine gefragte Frau. Direktionsdienst nennt sich der Tätigkeitsbereich, in dem sie eingebunden ist.
Auf die Frage, welche Aufgaben in ihrer Position anfallen, hat sie eine schnelle Antwort parat: »Ich muss mich eigentlich um alles kümmern, was nötig ist.« Und da käme für den reibungslosen Betrieb einer Rettungswache einiges zusammen. Vor allem hinsichtlich der Organisation.
Dienstpläne koordinieren
»Es müssen die Dienstpläne von 73 Personen koordiniert werden«, erklärt die junge Frau. »Vieles dreht sich um die Belange des Personals. Natürlich muss ich aber auch die Instandhaltung unserer Fahrzeuge und die Qualität aller Medizinprodukte ständig überwachen und gewährleisten.«
Tatsächlich macht Sophia Diel diesen Job noch gar nicht so lange. Erst seit wenigen Wochen unterstützt sie die bis dahin allein tätige Leiterin der Wache Melanie Deutinger. Vier Schultern tragen mehr als zwei.
Untypisch ist eine weibliche Doppelspitze beim ASB nicht. Denn auch die Rettungswachen an den Standorten Offenbach und Großkrotzenburg haben aktuell zwei Wacheleiterinnen. »Meine Kollegin hatte um Hilfe nachgesucht«, sagt Diel. »Und ich bin sehr glücklich, dass ich diesen Schritt gegangen bin. Das ist eine anspruchsvolle, aber auch interessante Arbeit.«
Als Kind war sie bereits in der Arbeiter-Samariter-Jugend aktiv. Seit zwölf Jahren arbeitet die ausgebildete Rettungssanitäterin hauptamtlich für den ASB-Rettungsdienst Wetterau. Ihre Ergänzungsprüfung zur Notfallsanitäterin legte sie nach einem zweiwöchigen Lehrgang vor etwas mehr als zwei Jahren ab. Auch jetzt ist sie manchmal noch mit dem Rettungswagen im Einsatz. Aber nicht immer rufen Menschen wegen Corona-Notfällen um Hilfe. Unfälle und Krankheiten machen in der Pandemie keine Pause. Solche Einsätze sind das Tagesgeschäft eines Rettungsteams.
»Manchmal wird uns schon bei der Alarmierung durch die Rettungsleitstelle in Friedberg der Hinweis auf Covid-19 mitgeteilt«, erzählt Diel. »Oft sehen wir solche Fälle aber auch erst vor Ort bei der Erstversorgung. Wenn wir zu Covid-Patienten gerufen werden, müssen wir diese fast immer in klinische Behandlung bringen. Die Krankenhäuser im Wetteraukreis sind aktuell sehr ausgelastet. Es kommt öfters vor, dass wir Patienten in benachbarte Kreise fahren müssen.«
Einige Worte in ihrer Erzählung machen dann aber doch etwas Hoffnung. Sie berichtet von einer leichten Stabilisierung der Patientenzahl in den vergangenen Wochen. Man habe jetzt weniger infizierte Personen, die ins Krankenhaus müssten. Die Erklärung: Der Anteil an Erkrankten im jüngeren und mittleren Lebensalter ist deutlich größer geworden.
ASB-Mitarbeiter sind bereits geimpft
Nach Angaben der stellvertretenden Wacheleiterin gab es beim ASB-Personal in Karben ebenfalls Infizierte und Quarantänefälle, aber kein großes Ausbruchsgeschehen. Dieses Thema sollte jetzt ohnehin durch sein. »Denn der Wetteraukreis hat uns vor Kurzem hier in der Wache impfen lassen«, sagt sie.
Von Jürgen Schenk