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Und dann war es Liebe – Fünfter Geburtstag der einst umstrittenen Bibliotheksbrücke

Die neue Stadtbibliothek prägt die Neue Mitte Bad Vilbel. Foto: Kopp
Die neue Stadtbibliothek prägt die Neue Mitte Bad Vilbel. Foto: Kopp

Bad Vilbel. Wer früher mit dem Auto durch die Frankfurter Straße gefahren ist und zum Einkaufen, zu Ärzten oder Rechtsanwälten oder in die Kneipe wollte, hatte ein Ziel: den Zentralparkplatz. Eine triste Fläche mit Parkplätzen, ein Paar kleinen Bäumchen drauf, einem Obst- und Gemüseladen sowie einem Bistro an der Seite. Über einen schmalen Steg gelangte man über die Nidda in den Kurpark und zum Kurhaus.
Wer heute dieselbe Stelle ansteuert, dem bietet sich ein komplett anderes Bild. Autos parken in der Tiefgarage, links und rechts stehen moderne Bauten mit Geschäften, in der Mitte ein großer, moderner Platz mit Sitzgelegenheiten und kleinen Wasserspielen. Aus dem schmalen Steg ist eine breite Brücke geworden. Und optisch ragt ein schwarzer, mit viel Glas versehener Bau heraus: die Stadtbücherei.
NEUE MITTE FÜR DIE STADT
Bad Vilbel hat in der Mitte sein Gesicht kolossal verändert. »Die Stadt hat einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht«, sagt Fachbereichsleiter Kultur, Claus-Günther Kunzmann. Er war mit Stadtrat Klaus Minkel (CDU), Hansgeorg Jehner und Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) einer derjenigen, die sich für die Modernisierung der Innenstadt massiv einsetzte.
Allerdings wäre das Gesamtprojekt fast gescheitert: Ein Bürgerentscheid verfehlte die notwendige Stimmenzahl nur knapp. Der Entscheid stand am Ende einer monatelangen, zeitweise erregt geführten Debatte. Es ging weniger darum, dass die Parkplätze unter die Erde sollten, als vielmehr um die Bücherei, die vielen zu monströs erschien und von der die Gegner glaubten, sie verdecke den Blick auf das altehrwürdige Kurhaus und baue die Nidda zu.
Die heftigen Debatten entzweiten die Stadt: Befürworter und Gegner standen sich unversöhnlich gegenüber. Heute, fünf Jahre nach der Eröffnung, sind die Narben verheilt. Die Büchereibrücke mit Café, gegenüberliegendem Restaurant, den Aussichtsstufen an der Nidda sind zu einem Treff geworden.
»Wir haben ein Ausrufezeichen für die Entwicklung unserer Stadt gesetzt«, sagt Bürgermeister Stöhr. Kunzmann geht noch weiter: »Wir haben der Stadt ein Lebensgefühl gegeben«, sagt er. Hier sei eine super Kombination entstanden von Bibliothek, Geschäften und Gastronomie.
Täglich ist das in diesem heißen Jahr bewiesen worden: Die Tische und Stühle in den beiden Gastro-Betrieben waren ständig belegt, in der Eisdiele holten sich viele ein süße Erfrischung und setzten sich auf die breiten Stufen an die Nidda.
TEE MITNEHMEN
Auch in der Bücherei ist viel los, die Arbeitsplätze werden gut angenommen. Rund 50 000 Medien – Bücher, CDs und DVDs – locken viele Interessierte ebenso an wie das kostenlose WLAN. Wer sich dort länger aufhält, kann sich aus dem Café einen Cappuccino oder einen Tee holen und ihn mit in die Büchereiräume nehmen.
Rund 20 Kräfte sorgen dafür, dass die Medien am richtigen Platz stehen, gepflegt sind. Die wichtigste Zielgruppe sind die Familien, sagt Büchereileiterin Bettina Hoppmann-Schrader.
Es gibt ein Veranstaltungsprogramm für Kinder und Jugendliche. Man kooperiert mit der Kunstschule, lädt die Grundschulen ein und bald auch die U3-Kinder der Kitas. 42 Stunden pro Woche ist geöffnet.
Lesen, Essen, Trinken und Einkaufen, all das bildet in der Stadtmitte eine gut angenommene Verbindung. Die Frequentierung der Bücherei – 400 000 Ausleihen pro Jahr und 257 000 Besucher – gibt Kunzmann und anderen Befürwortern recht. Und er atmet tief durch, wenn er daran denkt, wie knapp das Votum damals war: »Ich bin superfroh, dass das Projekt nicht gescheitert ist. Sonst wäre das ein Desaster für die Stadt geworden.«