Bis vergangenen Dienstag hatten die Erzieher Zeit, über einen Erzwingungsstreik abzustimmen. Dann könnten auch die Wetterauer und Main-Kinzig-Kitas ab dem 11. Mai eine Woche oder länger geschlossen bleiben. Bad Vilbeler Elternbeiräte appellieren an die Stadt, für eine Einigung zu werben. Doch die Kommunen sind an die bundesweiten Tarifverträge gebunden – und versuchen, für die Streiktage zumindest Notdienste zu organisieren.
Bad Vilbel. Ob tatsächlich unbefristet gestreikt wird, ist noch offen. Dafür müssten bis zum Dienstag bundesweit 75 Prozent der Erzieher, Sozialarbeiter und Sozialpädagogen im öffentlichen Dienst stimmen, erläutert Gerhard Smencek, Gewerkschaftssekretär bei Verdi in der Kreisstadt Friedberg. „Das ist eine bundesweite Tarifentscheidung“, unterstreicht er. Weil die Verhandlungen gescheitert seien, werde nun ein Erzwingungsstreik vorbereitet.
Die Streikbereitschaft sei hoch, so Smencek, denn der jetzt kündbare Abschluss, der aus dem Jahr 2009 stammt, „das kann’s nicht gewesen sein“. Damals gab es sich über Wochen hinziehende, jeweils zwei- bis dreitägige Streiks, letztlich seien damals aber nur Verschlechterungen zurückgenommen worden. Nur im Bereich der Kindeswohlgefährdung habe es eine Besserstellung gegeben.
Nun gehe es um eine generelle Höherbewertung der Sozial- und Erziehungsberufe. Rückblickend sei es die falsche Taktik gewesen, über längere Zeit tageweise zu streiken, betont Smencek. Ab Montag, 11. Mai, wolle man unbefristet streiken: eine Woche am Stück, notfalls auch länger. Dem sieht die Argel, die „Arbeitsgemeinschaft der Elternbeiräte der Stadt Bad Vilbel“, mit großer Sorge entgegen.
In Briefen an Vilbels Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP) und Verdi-Chef Frank Bsirske schreibt sie, der Streik treffe die Falschen, die Eltern. Zugleich leisteten die Erzieher hochwertige Bildungsarbeit, „eine Erhöhung der Gehälter im Sozial- und Erziehungsdienst ist längst überfällig“. Es habe schon drei Streiktage gegeben. Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) solle als Mitglied im Präsidium der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände Hessen „für eine gerechtere, höhere Bezahlung der sozialpädagogischen Fachkräfte“ eintreten.
Eine solche bundesweit geführte Tarifauseinandersetzung könne nicht in Bad Vilbel beendet werden, entgegnet Stöhr. Bad Vilbel biete „als eine der ganz wenigen Städte bundesweit an, bestreikte Kindertagesstätten zu öffnen und für die Selbstbetreuung der Eltern zur Verfügung zu stellen“. Zudem bemühe man sich, Personal zusammenzuziehen, damit einige Kitas geöffnet bleiben können.
Doch Stöhr betont auch, er gönne „unserer sehr engagierten Belegschaft von Herzen eine gute, angemessene und nach Möglichkeit auch höhere Bezahlung“. Da nicht nur die knapp hundert Erzieher, sondern alle Sozialberufe davon betroffen seien, „rechnen wir mit Mehrkosten in Millionenhöhe“, so Stadtsprecher Bastian Zander.
Hilfe bekommen Eltern im Bad Vilbeler Kita-Büro, Telefonnummer (0 61 01) 60 23 09 oder (0 61 01) 60 23 04 und (0 61 01) 60 24 82