Ende November soll der Umzug des Rathauses von der Parkstraße nach Dortelweil, in das Gebäude der Bausparkasse Wüstenrot erfolgen. Doch bis dahin gibt es für die Planer noch einiges zu erledigen.
Bad Vilbel. „Das macht man nicht jeden Tag!“ Walter Lassek, der sonst mit der gebotenen Nüchternheit seinen Job als Hauptamtsleiter der Stadt Bad Vilbel versieht, ist die Euphorie anzumerken, mit der er den Umzug der Stadtverwaltung in das Wüstenrot-Gebäude am Dortelweiler Sonnenplatz plant. Er hat zwar noch etwa gut ein Jahr, bis er in den Ruhestand eintritt. Doch dass er nun noch den Umzug organisieren darf, das hätte er nicht mehr geglaubt.
1968 fing er bei der Stadt an, im heutigen Alten Rathaus am Marktplatz. „Das war katastrophal“, erinnert er sich. Toiletten gab es nur unter dem Dach und im Keller, alles war viel zu klein. Spätestens ab 1971/1972 mit den Eingemeindungen von Dortelweil, Massenheim und Gronau wurde es zu eng.
„Der Wechsel in das Gebäude hier 1979 erzeugte ein ähnliches Gefühl, wie ich es jetzt verspüre“, sagt Lassek. Doch auch das neue Rathaus zeigte schnell seine Mängel. „Wir haben Flure zugemauert, um neue Büros zu schaffen.“ Auch hier Hygiene, Pausenräume, Brandschutz eher ein Desaster. „Zehn bis 15 Jahre wäre das hier nicht mehr gut gegangen“, ist Lassek sicher. Raum-Bedarfspläne für ein neues Rathaus hat es immer gegeben, ständig wurden sie aktualisiert. Jetzt kommen sie zum Einsatz.
Der Umzug ist für ihn ein Befreiungsschlag. „Wir waren nicht mehr repräsentativ, hinken Bad Nauheim, Friedberg und Karben mit deren Rathäusern weit hinterher. Jetzt werden wir wieder vorne dabei sein“, schwärmt er vom neuen Haus.
Das bietet Vorteile, die nicht von der Hand zu weisen sind. Die Büros haben im Durchschnitt 15 bis 16 Quadratmeter, nach Bedarf für Aktenschränke und Position innerhalb der Stadtverwaltung mehr. Hinzu kommen Büros, die noch nicht genutzt werden und als Reserve dienen. „Das haben wir so geplant, obwohl manche Mitarbeiter gerne noch größere Büros gehabt hätten“, sagt Lassek und schmunzelt.
Sitzungsräume dienen den Fachbereichen und befinden sich auf den Fluren der Abteilungen. Auch das Aktenschleppen zu Ausschuss- und Kommissionssitzungen, bisher meist im Kurhaus, entfällt. Diese Sitzungen finden dann in Dortelweil statt. „Einzig das Stadtparlament soll weiter im Sport- und Kulturforum tagen, doch auch das rückt näher“, ist Lassek begeistert.
Die Kantine bietet angenehmere Pausen. Aber nicht nur den Mitarbeitern. „Wir wollen das Casino für jeden Bürger öffnen. Das ist Konzept des offenen Rathauses, das wir planen“, sagt der Vertreter des Eigentümers, Stadtwerke-Chef Klaus Minkel.
Neue EDV-Anlage
Und noch etwas ist neu. Das Bürgerbüro bleibt zwar wie geplant in der Innenstadt und zieht mit dem Tourismusbüro und geplanten Öffnungszeiten auch samstags nach dessen Renovierung ins Kurhaus um. Doch auch das neue Rathaus soll für Bürger da sein. „Wir setzen ein bis zwei Stellen ein, um auch dort ein Bürgerbüro anzubieten. Nach Bedarf wird umgeplant.“ Dafür sprechen die Einwohnerzahlen Dortelweils und 130 Parkplätze, die das neue Haus bietet.
Lassek arbeitet bei der Umzugsplanung im Team mit Klaus Rotter, dem Technischen Leiter der Stadtwerke, zusammen. „Das klappt hervorragend, wir sprechen ständig miteinander, treffen uns zu Ortsterminen. Die stehen häufig an, denn es wird gemessen, begutachtet, geplant. Rotter ist dabei für Arbeiten an fest installierten Gegenständen wie den versetzbaren Trennwänden, Türen, Boden- und Wandbelägen verantwortlich, Lassek für alles Bewegliche wie Möbel, Leitungen und auch neue Beleuchtungen. Da steht noch einiges auf der Agenda.
„Wir brauchen eine den kommunalen Bedürfnissen angepasste EDV“, sagt Lassek. Der Dienstleister der Kommunen, Ekom 21, hat hier Verzögerungen angekündigt. Im Gespräch mit dessen Leiter Bertram Huke hat man sich für einen reibungslosen Übergang auf ein Eilverfahren geeinigt. Auch eine neue Telefonanlage soll dann bereit stehen, die von Wüstenrot ist überdimensioniert.
Am 26. Oktober ziehen die Wüstenrot-Mitarbeiter ins Brunnenkarree um. Erst dann können alle Wände gestrichen, Teppiche und Böden gereinigt, Wände an den Platzbedarf angepasst werden. Wegen fehlender Deckenbeleuchtung müssen auch noch rund 120 Stehlampen angeschafft werden.
Nur drei Tage
Etwa einen Monat später sollen dann die Möbellaster anrücken. Drei Tage soll der Umzug dauern, die Abteilungen ziehen Schritt für Schritt um, der Ausfall soll so gering wie möglich gehalten werden. „Zwei, drei Tage arbeiten wir eingeschränkt, dann sollte alles wieder funktionieren“, ist Lassek optimistisch. Und er lobt seine Mitarbeiter: „Hier freut sich jeder auf dem Umzug, alle ziehen mit, machen Überstunden und kommen auch mal samstags.“ Dass Lassek noch einmal so federführend tätig sein darf, freut ihn ungemein. „Als Frühstücksdirektor wollte ich hier nicht aufhören“, sagt er.