Karben. Ein leichter Wind lässt die Pappeln neben der Wiese der Turnhalle der TG Groß-Karben sanft rauschen. Eine Nachbarin führt ihren Hund Gassi. Sommerliche Idylle. Doch die Verantwortlichen der TG haben etwas anderes vor Augen: Sie fürchten sich vor einer Apokalypse für ihre Turnhalle am Park. Denn die liegt im Hochwassergebiet der Nidda. Und soll nun möglichst mit einem kleinen Deich geschützt werden.
Wie der Schutz aussehen soll und was er kostet, darüber machen sich derzeit die Experten im Karbener Rathaus Gedanken. „Der Magistrat wird eine Eindeichung empfehlen“, kündigte Erster Stadtrat Gerd Rippen (Grüne) bereits an. Zumindest sofern der Kostenrahmen eingehalten wird. Wie hoch die Kosten und der Deich sein werden, über beides gibt es noch keine Klarheit. „Das wird eine kleine Eindeichung“, schätzt Guido Rahn (CDU), der Chef des Stadtplanungsausschusses. Vielleicht 50 oder 80 Zentimeter hoch. „Damit die Halle ausreichend vor Hochwasser geschützt wird.“ „Wenn es kommt, sind wir zufrieden“, sagt Dagmar Heber aus dem Vorstand.
Das Regierungspräsidium rechnet für ein hundertjähriges Hochwasser damit, dass auch die TG-Halle überflutet wird. Es ist derzeit dabei, die Flächen zu erfassen, die als Überflutungsgebiet ausgewiesen werden sollen. Folge: Dort darf faktisch nicht mehr gebaut werden, vorhandene Bebauung muss geschützt oder sehr teuer versichert werden. Das träfe dann auch die TG-Halle. Weshalb die Stadt nun das RP aufgefordert hat, erstmal genau nachzumessen, wie stark die Halle wirklich von einem Hochwasser gefährdet wäre. Denn dort, recht weit vom Fluss weg, könnte die Nidda-Flut gerade noch zehn oder 20 Zentimeter hoch ausfallen.
Allein darauf, dass das RP seine groben Zahlen noch korrigiert, wollen sich die Karbener aber nicht verlassen. „Die Stadt wird Maßnahmen ergreifen, mit denen der Hochwasserschutz technisch gewährleistet ist“, verspricht Rippen.
Der Bereich TG-Halle ist übrigens nicht der einzige, der den Politikern den Schweiß auf die Stirn trieb, als sie die Hochwasserkarte zum ersten Mal sahen: Auch große Teile des Baugebiets Hessenring würden darin bei einem Mega-Hochwasser absaufen. Wozu es allerdings nicht kommen dürfte: „Dieses Gebiet ist durch einen Wall geschützt“, beruhigt Stadtrat Rippen. Ursache für die falsche Einstufung: „Unschärfen“ in der „Berechnungs- und Darstellungsmethodik“ der Behörde. Außerdem ist Karben inzwischen deutlich besser vor Hochwasser geschützt als noch 2003 – etwa am Einsiedel-Wäldchen bei Burg-Gräfenrode. (den)