Am Tag nach der Hochwasserflut gibt es bei den Kleingärtnern betroffene Gesichter wegen überschwemmter Hütten und verlorener Ernten. Versicherungsmakler haben rege Nachfrage nach Extra-Schutz, doch die Feuerwehr findet, Bad Vilbel sei bislang noch gut davon gekommen.
Bad Vilbel. Das Idyll ist trügerisch. Als am Montagmittag kurz die Sonne durchkommt, dampft die durchnässte Straße Am Hahnen unterhalb des Ritterweihers. Noch am Sonntag schoss dort eine Wasserflut hinunter – und auch in die angrenzenden Kleingärten.
Eine Gruppe zieht jetzt dort gerade Bilanz. Auf einem Handy ist ein Film zu sehen: Wege erscheinen als Wildbäche mit brauner Brühe, der Filmer watet noch zwei Stunden nach dem Starkregen kniehoch durch das Wasser. Die Ursache liegt neben der Kleingartenanlage. Dort fließt ein Rinnsal aus dem Wald hinab, das in die Kanalisation mündet. Doch Äste hatten das Gitter davor verstopft. Die Wassermassen bahnten sich ihren Weg in die benachbarten Kleingärten.
Auch in den von Murat Saci. Er öffnet die Tür zu seiner Gartenhütte, mit Holzofen, Schränken, einer Liege möbliert. Schon an der Tür deutet er auf schwarze Flecken an der Wand. So hoch, etwa 40 Zentimeter, stand das Wasser. Nun ist der Holzboden hinüber, „verfault“, sagt Saci. Er geht nach draußen, zeigt auf die überspülten Erdbeerbeete, aber auch das, was gerade erst sprießt, hat er abgeschrieben. Er befürchtet, dass in dem Flutwasser auch Giftstoffe drin sind, die Erntesaison ist für ihn schon gelaufen.
Insgesamt acht Gärten seien überschwemmt worden, sagt Friedemann Grams, Vorsitzender des Kleingärtnervereins. Das Wasser sei plötzlich gekommen, kniehoch habe es gestanden. Er macht Saci jedoch Hoffnung, dass vielleicht doch noch etwas geerntet werden könne, denn das Wasser komme ja aus dem Wasserschutzgebiet. Aber es hätten auch viele Autos unter Wasser gestanden, berichtet Saci. Ein Problem ist auch, dass es einerseits in den Kleingärten keine Entwässerung gibt, andererseits ist das auch ein Vorteil: „Wir zahlen nur für eingeleitetes Wasser“, so Grams. 17 Jahre habe er den Garten schon, vor zehn Jahren habe es hier auch schon ein Hochwasser gegeben, „aber so wie diesmal habe ich das noch nicht erlebt“, betont Saci. Dann zeigt er noch auf eine Reihe zarter Pflänzchen. Die Chilis hat er gleich ebenfalls schon abgeschrieben.
„Bislang ist Bad Vilbel noch gut davongekommen“, sagt hingegen Mario Migdalski, der Wehrführer Kernstadt. 23 Feuerwehrleute waren am vergangenen Sonntag, von 11.36 bis 19 Uhr unterwegs an fünf Einsatzstellen, hauptsächlich aber, um die Fluten von den Straßen zu bekommen. Nur in zwei Häusern wurde zusätzlich abgepumpt. Die Wassermassen vom Sonntag seien abseits von der Nidda und Kanälen schon überraschend gewesen, sagt Migdalski. Das müsse die städtische Kanalabteilung bedenken. Allerdings hätte an jenem Tag auch kein Rücklaufventil die Schäden verhindert, denn das Wasser kam nicht durch Kanäle, sondern von außen als Oberflächenwasser. Eine Schadenssumme könne er nicht benennen, so der Wehrführer. Wasserschäden an den Autos müssten die Besitzer mit ihren Versicherungen abklären.
Mit der Wasserbelastung in den Kanälen werde sich der zuständige Fachdienst auseinandersetzen müssen, kündigt Stadtsprecher Yannick Schwander an. Bei den Bedarfsanalysen gelte es zu klären: „Wie häufig kommt das vor?“ Oft aber helfe es, die Kanäle und Rohre regelmäßig zu reinigen. Bisher sei eine größere Sanierung nicht vorgesehen. Bürger könnten Rücklaufventile nicht nur für Schmutz-, sondern auch für Regenwasser einbauen, „aber das muss regelmäßig gewartet werden“.
Bereits nach den Fernsehbildern der Hochwasserfluten in Bayern und Baden-Württemberg haben sich bei dem Bad Vilbeler Versicherungsagenten Martin Gecks viele Kunden für den Zusatzschutz gegen Elementarschäden gemeldet. Im Schadensfall werden dadurch Gebäudeschäden, inklusive Auspumpen, Trockenlegen und neu verputzen beglichen. Die Schadensfälle könne er auch selbst begutachten und regulieren.