Im November gehen viele Menschen auf die Friedhöfe und an die Gräber. Wie kann ich Trost finden, wenn ich traurig bin und mir das Herz schwer ist? Eine mögliche Antwort nennt Anna Seghers: „Alles, was das Alleinsein aufhebt, kann trösten.“ Nicht allein zu sein, tröstet: wenn Menschen mir die Hand halten, bei mir sitzen, mir einen Tee kochen, mit mir reden und schweigen und mir ein Taschentuch bringen, wenn ich weinen muss.
Es sind nicht immer die wohlüberlegten und gutgemeinten Worte, die trösten, das kann auch ein Bild, ein Musikstück oder ein Ort sein. Trost schenken kann der Besuch einer Kirche, in der schon viele Menschen vor mir gesungen, gesprochen, geflüstert, gebetet, gehofft und gebangt haben. Das Miterleben eines Gottesdienstes, in dem andere Menschen Gebete sprechen, wenn mir die Worte fehlen. Der Kirchenraum kann in mir das Gefühl von Geborgenheit erwecken, wenn sich im Leben Untiefen auftun.
Tröstlich kann auch der Gang durch den gelben Herbstwald sein, wenn das Laub unter den Füßen raschelt, ein Eichhörnchen umherflitzt und ich spüre: Gottes Liebe begegnet mir auch hier, ich bin in den Kreis der Schöpfung eingebunden, ich bin nicht allein.
In den dunkler werdenden Tagen des Novembers möchte ich dazu ermutigen, die Augen, Ohren und das Herz offen zu halten für allen Trost, der uns begegnen kann – unerwartet, in Zeichen der Natur, in kleinen Gesten anderer Menschen und durch das Spüren der Nähe Gottes. Denn auch Gott kann und möchte uns nahe kommen, um uns zu trösten. Die Jahreslosung des kommenden Jahres formuliert das so: „Gott spricht: Wie eine Mutter tröstet, so will ich euch trösten“ (Jesaja 66, Vers 13).
In dieser dunklen Zeit wünsche ich Ihnen getroste Augenblicke und Zeiten.
Ihre Pfarrerin
Dr. Irene Dannemann
Ev. Heilig-Geist-Gemeinde,