Karben. In Okarben formiert sich Widerstand gegen den Bau eines Trogs durch den Ort zum Ausbau der B 3. Drei direkte Anwohner der Durchgangsstraße übergaben am Dienstag im Rathaus den Politikern und Straßenplanern eine Unterschriftenliste – direkt vor der nichtöffentlichen Info-Veranstaltung der Politiker zum B 3-Ausbau. Ingrid und Michael Rohde, ihre Nachbarin Ellen Jäckel und weitere Anlieger haben binnen fünf Tagen mehr als 250 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt.
„Wir wollen eine Umfahrung“, steht unmissverständlich als letzter Satz unter dem Schreiben der Bürger. Als Bürgerinitiative sehen sie sich nicht – vielleicht noch nicht. „Bisher sind es nur ein paar Nachbarn“, erklärt Ingrid Rohde. „Wir haben uns eben darüber unterhalten und daraus ist es entstanden.“ Seit Dienstag vergangener Woche tingelten die Frauen und Männer dann durch die Straßen – und zwar nicht nur am Wohngebiet Straßberg. Auch im „Unterdorf“ entlang der Bahnlinie klingelten sie und stießen nach Angaben von Ellen Jäckel auf viel Zustimmung. „Die Leute dort wären ja auch davon betroffen, wenn die B 3 nicht von der heutigen Trasse weg verlegt würde.“
Für Michael Rohde war der Ärger über die Bürgerinitiative Am Straßberg ein Grund für sein Engagement. „Man kann nicht sagen, dass ganz Okarben für die Troglösung ist“, sagt er. „Dagegen verwahre ich mich.“ Die Straßberg-BI kämpft seit Jahren gegen eine enge Umfahrung des Wohngebietes – die nun aber von den Planern des Gelnhäuser Amtes für Straßen- und Verkehrswesen (ASV) als Favorit zum Geldgeber Bund gemeldet wurde. 15,3 Millionen Euro soll sie kosten. Wegen des Widerstands der Straßberg-BI aber erläuterte das ASV auch die teurere Alternative, den Trog. Der würde satte 17,5 Millionen Euro mehr kosten. Woraufhin die BI in den vergangenen Monaten bei allen Parteien auf kommunaler und Landesebene um das Geld warb.
Dieses „Trommelfeuer“ brachte die Trog-Gegner „auf die Palme“, berichtet Ingrid Rohde. „Wir fühlen uns mit unseren Sorgen noch überhaupt nicht berücksichtigt.“ Sie finden eine Einhausung „nicht überzeugend“ und fragen sich vor allem, wie das funktionieren solle, wie der Verkehr während der Bauzeit laufen könne, wie Gebäude geschützt werden. „Was passiert, wenn unsere Häuser beschädigt werden?“, fragt Ellen Jäckel. Michael Rohde erinnert an den Bau der nahen Omega-Unterführung vor einigen Jahren unter der Bahnstrecke hindurch. „Danach hatten wir zwei gerissene Fenster und kleine Risse im Keller.“ Verständnis für die Anwohner oben am Straßberg klingt öfter durch: „Ich würde dort auch keine enge Umfahrung wollen“, sagt Rohde. „Wir wissen ja, was Lärm bedeutet.“
ASV-Chef Heiko Durth kommt und nimmt den Trog-Gegnern die Liste draußen vor den Bürgerstuben entgegen. Vertretern von CDU, FWG und FDP drücken die Bürger ihre Liste ebenfalls in die Hand. In deren Reihen waren unlängst Stimmen gegen die Trog-Lösung laut geworden. Die Bürger dringen bis zum Sitzungsraum vor. Bürgermeister Roland Schulz (SPD) kommt heraus, nimmt die Liste entgegen. „Ich kann es gut verstehen, wenn es neben der Bürgerinitiative für den Trog nun auch Initiative von Bürgern dagegen gibt“, sagt er. „Ihre Interessen werden berücksichtigt werden müssen.“
Dann schließen sich die Türen. Über ihr weiteres Vorgehen wollen die Politiker in den nächsten Tagen beraten. Während die Gegenbewegung in dieser Zeit weiter Klinken putzen will. „Es sind ja noch einige Leute in Urlaub gewesen“, sagt Ingrid Rohde und erklärt: „Wir wollen keine Front aufbauen, sondern eine gemeinsame Lösung finden.“ (den)