Bad Vilbel. Der neue Bauamtsleiter von Bad Vilbel heißt Erik Schächer, er ist 41 Jahre alt, verheiratet, von Beruf Diplom-Ingenieur, verfügt über beachtliche Zusatzausbildung, bringt außergewöhnliche Qualifikationen für diesen Job mit, ist Mitglied der CDU und in Maintal deren Vorsitzender. Kein Wunder, dass er die anderen sechs Mitbewerber in einem „transparenten Auswahlverfahren unter Beteiligung des Personalrates“, wie Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr bei der Präsentation des Neuen mehrfach betont, mit links aus dem Rennen geworfen hat.
Erik Schächer war „mit Abstand“ der beste Kandidat, überzeugte folglich auch den Magistrat, der für den künftigen Fachbereichsleiter Technische Dienste, kurz Bauamtsleiter, votierte und Schächer damit betraute, für 110 Mitarbeiter und sechs Fachbereiche als Nachfolger des aus dem Amt scheidenden Stadtbaurates Dieter Peters (parteilos) direkte Verantwortung zu übernehmen. Das Baudezernat indessen geht, wie Stöhr bekannt gab, in einvernehmlicher „Absprache mit dem Ersten Stadtrat Frank“, an den Rathauschef.
Erik Schächer verfügt – wie der Bürgermeister detailfreudig ausführte – über alle nötigen Erfahrungen für den schwierigen Job, Kenntnisse in der Stadtentwicklung, in der Kommunalarbeit, er ist betriebswirtschaftlich versiert (absolvierte ein einschlägiges Fernstudium an der Uni Hagen), kennt sich im kaufmännischen Rechnungswesen aus und trug zuletzt in der Stadt Maintal Personalverantwortung für 187 Planstellen bei einem Haushaltsvolumen von rund 28 Millionen Euro im Jahr. Im Zuge eines weiteren Fernstudiums erwarb er mit der Note „sehr gut“ den akademischen Grad „Diplom-Umweltwissenschaftler“, in einer Ausbildung, die sich von Abfallwirtschaft über Abwasserwesen bis hin zur Sanierung von Umweltschäden, Umweltrecht und Wasserversorgung erstreckte. Als stellvertretender Bürgermeister in Maintal vertrat er den Magistrat in Gremien und Ausschüssen, vor allem im Bauausschuss, kennt also die Baugesetzgebung ebenso wie die hessische Kommunalordnung aus dem Effeff und ist dazu als Vorsitzender des gemeinsamen Zweckverbandes Bioabfallentsorgung Maintal/Bad Vilbel auch schon in Fragen der Zusammenarbeit mit dem hiesigen Rathaus geeicht.
Die Bandbreite des „bestgeeigneten Kandidaten“, der in einem anonymisierten „Punkt-Matrix-Verfahren“, wie Stöhr erläuterte, die meisten Pluspunkte sammelte, ist erstaunlich. Selbst das Feuerwehrwesen ist für Schächer kein böhmisches Dorf, sondern auch diesbezüglich ließ er es an ehrenamtlichem Engagement innerhalb der Feuerwehr nicht fehlen, kennt also die Problematik ebenfalls von innen heraus, was den Gedanken nahe legt, dass der Wahl-Maintaler ein Goldtaler für die Quellenstadt sein könnte – versiert engagiert, überqualifiziert. Außerdem ist Erik Schächer gebürtiger Bad Vilbeler, in der Quellenstadt bis 1986 aufgewachsen, war einige Jahre in der Christuskirchengemeinde und im hiesigen Deutschen Roten Kreuz aktiv, duzt den Bürgermeister, schließlich kennt man sich schon von der Schulbank des Augustinergymnasiums her, wo man zwar im selben Jahrgang, nicht aber in derselben Klasse büffelte. Schächer kennt die Quellenstadt wie seine Westentasche, er selbst bezeichnet Bad Vilbel als „meine Heimatstadt“. Zieht man all das in Betracht, hat Stöhr für die ausgeschriebene Stelle des Bauamtsleiters allem Anschein nach geradezu die Traumbesetzung gefunden. Letzter Trumpf des Erik Schächer: Er kann die neue Stelle, die Peters bis zum 31. März innehat, am 1. April antreten und damit die lückenlose Kontinuität im Bauamt sichern.
Er freue sich auf die Herausforderung. „Bad Vilbel war für uns in Maintal die Referenzstadt, wir haben immer geguckt, wo steht Bad Vilbel, wo steht Maintal“. Gemeinsam sei auch die Problematik „historische Stadtkerne und stark gewachsene Städte“, sogar in Sachen Streuobstwiesen gebe es Überlappungen. Er wolle Leistung bringen, sich „ganz dem Wettbewerb stellen“. Die Stelle ist auf zwei Jahre befristet. Danach wird man im Rathaus weitersehen. Am Dienstag war dazu erwartungsgemäß nichts Schlüssiges zu hören.
Letzte Vernetzung mit Bad Vilbel, die aber bei der Besetzung der Bauamtsleiterstelle keine Rolle gespielt haben dürfte: Seine Frau singt im hiesigen Chor „VilBelCanto“ und stand folglich mit diesem Klangkörper schon bei den Burgfestspielen (in „Jesus Christ Superstar“) im Rampenlicht.