Karben. Buntes Treiben herrschte beim sechsten Dorffest hinter der kurvenreichen Hauptstraßenkulisse Groß-Karbens. Ortsvorsteher Werner Gold (CDU) und seine Kollegen vom Festausschuss hatten die nur alle drei Jahre stattfindende Feierlichkeit seit Februar vorbereitet. Zwei Tage lang gab es Gottesdienste, Führungen durchs Heimatmuseum und den Ortskern sowie eine historische Kirchenführung, Mundart, Tanz, Folklore und Musik – unter anderem mit der Stadtkapelle Karben sowie einen Discoabend mit DJ Cooky.
Während sich die dreijährige Caroline von Kinder-Schmink-Expertin Manina Wölfl das Gesicht mit einem Schmetterling bepinseln ließ, strampelten andere Kinder barfuß in der Hüpfburg, pfefferte ein teuflisch Bemalter kraftvoll einen Ball zwischen Dosen. Derweil tauschte die ältere Generation, von Aromen grillender Würstchen betört, den Stand der Neuigkeiten im Ortsteil aus, bevor sie sich in Richtung Kaffee und selbst gebackenem Kuchen aufmachten.
Nachdem Arnold Faller mit seinen Mundartgedichten die Festbühne auf dem Dallesplatz verlassen hatte, eroberte diese die Karbener Tanzschule Ball, deren jüngste Schüler einen „Kirmes-Mambo“ zum Besten gaben, die von den in Alter und Darbietung fortgeschrittenen Tänzerinnen unter Nena-Klängen und nahezu 99 Luftballons gefolgt wurden.
Neben diversen Aufführungen wurden die Gäste an zahlreichen der über 40 Stände des Dorffestes nicht nur kulinarisch versorgt, sondern sie konnten Modeschmuck, Keramik, Glaswaren oder selbst genähte Puppenkleider erwerben und sich über die Aktivitäten Karbener Vereine informieren. Im Museum zog die Fotoausstellung „Groß-Kärber Vereinsleben in alten Tagen“ die Besucher an.
Wie aus anderer Zeit mutete das Pärchen an, das es sich vor dem evangelischen Gemeindehaus gemütlich gemacht hatte: Norbert Hensel präsentierte, vom munteren Treiben um ihn herum ungestört, fingerfertig das Handwerk des Korbflechtens. Unweit saß, in selbst genähter Vogelsberger Tracht, die 90-jährige Else Lampert, spann am 150 Jahre alten Spinnrad – ein Erbe ihrer Mutter – Wolle aus Schafsfell, aus der sie „ei, Strümpfe strickt“. Nicht nur an das erste Dorffest anlässlich der 700-Jahre-Feier in 1993 kann sich die alte Dame erinnern, die „na, direkt hier nebenan in der Parkstraße“ wohnt, wo sie auch geboren sei.
Das Fest mit einem Drittel mehr an Ständen – wie Gold stolz betonte – bot zudem ein Novum: „Die drei religiösen Gemeinden Groß-Karbens veranstalteten zum ersten Mal einen gemeinsamen Gottesdienst“, freute sich der 69-Jährige über den Beginn des Festes mit einer Ökumene unter erstmals muslimischer Beteiligung. Pfarrvikar Sven Hebisch, Pfarrer Bernd Schirmer und Imam Mustafa Eren erteilten zum Auftakt dem Dorffest ihren Segen. (ssp)