Bad Vilbel. Massenheimer Urgesteine hat Gerd Thomson mit Vorliebe in den einschlägigen Kneipen des Ortes porträtiert. Auch Massenheimer Landschaften – am Erlenbach, am Römerbrunnen oder irgendwo um den Ort herum – hat er mit seinem unnachahmlichen Zeichenstrich festgehalten. Seine Ansichten des alten Ortskernes faszinieren Einheimische und Fremde gleichermaßen.
Ein halbes Jahr nach dem Tod des außergewöhnlichen, zuweilen skurrilen Künstlers hat der Verein „Wir Massemer“ mit Unterstützung von Thomsons Witwe Babs sowie seinem Freund und Kollegen Thomas Friesenhahn posthum eine Ausstellung im katholischen Gemeindesaal organisiert. Zugleich erwarben „Wir Massemer“ das Bild „Dorfkern“, um es dem Heimatmuseum zu stiften.
„Wir wollten nicht, dass dieses Bild in irgend einem Häuschen verschwindet“, erklärte Klaus Ströbel von „Wir Massemer“. „Gerd war Mitglied in unserem Verein. So hat der Vorstand auf einer Klausurtagung einstimmig beschlossen, ihm ein ehrendes Gedenken zu bewahren, indem wir seinem Bild im Museum einen Platz geben, wo es alle Massenheimer sehen können.“ Es zeigt die evangelische Kirche mit einem Eck vom Ahrenshof.
„Es ist, als würde man aus dem Museum hinaus schauen“, bemerkte Friesenhahn. „Hätte Gerd gewusst, wo dieses Bild seine ständige Bleibe findet, hätte er bestimmt noch ein Stück vom alten Rathaus mit dazu gemalt.“
Den Freundschaftspreis von 800 € haben „Wir Massemer“ für die mit Wasserfarben kolorierte Zeichnung auf Bananenkarton an Babs bezahlt. Auch alle anderen Werke, die zum Verkauf standen, waren „echte Schnäppchen“, wie Friesenhahn versicherte. Thomson war Ur-Massenheimer, den der Beruf nach Frankfurt verschlug. Doch die letzten fünf Jahre seines Lebens lebte er wieder in seinem Elternhaus im Ort. Um den Freunden des beliebten Künstlers Gelegenheit zu geben, ein Werk von ihm zu erwerben, hat Friesenhahn, der Thomsons Arbeitsstil kannte, auf der Grundlage einer Wertetabelle des Jahres 2000 nur 25 Euro pro Arbeitsstunde angesetzt. So sind schon „hervorragende Meisterzeichnungen für 400 Euro durchaus erschwinglich“. Friesenhahn hat damit gerade so „die Rechnung gemacht, wie Gerd sie unter Freunden gemacht hätte. Ich hab nur den Kasten Frankenwein weggelassen, der bei jedem seiner Bilder drauf ging.“ Eingerahmt von zwei Venedig-Ansichten stand am Eingang zur Ausstellung hinter einer Kerze Thomsons Konterfei. „Wir haben uns zum Jahresende immer gegenseitig porträtiert“, erklärte Friesenhahn. Er hatte das Bild von 2004 gewählt, „als er von seiner Krankheit noch nicht so abgemagert war“. Links und rechts Venedig, „weil Gerd ohne Venedig unvorstellbar wäre. Er hat dort sein Paradies gefunden“. Babs erzählte, dass sogar seine Staffelei noch in der Lagunenstadt steht. Zum Goethes 250. Geburtstag haben die Freunde Thomson und Friesenhahn eine Mappe mit je sechs Venedig-Ansichten erstellt, die noch für 30 Euro zu erwerben ist.
Die Originalpastelle befinden sich größtenteils noch im Eigentum seiner Witwe Babs. Sie will die meisten Werke, die er hinterlassen hat, verkaufen. Wer daran interessiert ist, sollte sich rasch mit Babs Thomson in Verbindung setzen. Denn sie wird Massenheim verlassen und zu ihrer Tochter ins Rheinland umziehen. „Der Mietvertrag läuft ab 1. Juli“, sagt sie. Bis dahin ist sie in Massenheim unter Telefon (0 61 01) 40 62 52 erreichbar.