Bunt wie das Spektrum des Regenbogens zierten die Sängerinnen und Sänger von Vokal Spektral aus Frankfurt am 3. Adventssonntag den Chorraum der evan- gelischen Kirche in Groß-Karben. Die Zuhörer erlebten überzeugend vorgetragene a-cappella-Musik.
Karben. Weihnachtlich geschmückt gab das Gotteshaus dem Programm ein stimmungsvolles Ambiente. Zu Ave Maria etwa aus dem 16. Jahrhundert flackerten die drei Kerzen des Adventskranzes andächtig.
Die fünf Frauen und drei Männer vom Frankfurter Ensemble Vokal Spektral präsentierten ihr Weihnachtsprogramm „Der Tannenbaum-Traum“ mit purem a-Cappella und mischten besinnliche, heitere und kurzweilige Verse und Geschichten darunter. Weihnachtslieder aus sechs Jahrhunderten hatte der seit über 25 Jahren bestehende Chor für die vorweihnachtliche Zeit einstudiert.
Die meisten der Stücke setzen die Sänger und bearbeiten sie selbst, damit sie genau auf die jeweilige Stimme angepasst sind. Ein Wiegenlied aus dem 18. Jahrhundert ließ dies etwa erkennen, mit dem die Sänger stimmgewaltig aufriefen: „Christen, wacht auf …“ Ihre Stimmen klangen dabei zuweilen wie Instrumente, greift doch die a-Cappella-Truppe zu allen Mitteln, um mit den Wunderwerken Mund und Stimme Klänge und Rhythmen zu erzeugen.
Ein Gedicht von James Krüss, das „Tannengeflüster“, berichtete über das vorweihnachtliche Dasein einer Tanne: „Jeder Tannenbaum bereitet, sich nun vor aufs Weihnachtsfest“, heißt es da etwa. Ein Schmunzeln ging über die Gesichter der zahlreich erschienenen Gäste als die Verse schlicht und einfach enden: „Denn ein Tannenbaum zu sein: Das ist fein!“ Im Kanon beeindrucken die Sänger sogleich erneut und singen das bekannte Lied „Noël, Noël“ gar mit deutschem Text – feierlich und sehr besinnlich.
Im 19. Jahrhundert angelangt, geht es mit dem Engels-Terzett im Duett weiter. „Kyrie Eleison“, singt das gut aufeinander abgestimmte Ensemble in dem bekannten „Maria durch ein Dornwald ging“ – in einer modernen Fassung von den „Prinzen“. Zum Sinnieren und Genießen gibt es zwischendurch wieder eine textliche Einlage: Josef von Eichendorff schildert ein lyrisches Ich, welcher zu Weihnachten hinaus aufs Feld geht und erlebt, wie die Stille im Schnee eine „gnadenreiche Zeit“ beschert. „Leise rieselt der Schnee“, ergänzt der Chor die Gedanken mit sanften Stimmen. Ein Ausschnitt aus dem Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns setzt die musikalische Reise fort.
„Es kommt ein Schiff geladen …“, lässt nur kurz Schwermut aufkommen, denn schon ist die nächste kleine Geschichte an der Reihe: Von Weihnachten in Australien handelt diese und von einem Känguru-Pärchen an Weihnachten. Frau Känguru ist anhaltend unzufrieden, fehlt doch immer noch etwas. Der Baum, der Schmuck und die Kekse reichen ihr nicht aus für ein gelungenes Weihnachtsfest. Erst als sie ein Känguru-Kind aus dem Beutel zaubert, ist für sie das Fest komplett. Und so führt auch das Vokal Spektral sein Spektrum zu einem Abschluss mit Musik aus dem 21. Jahrhundert: Gospel und Spiritual runden den „Tannenbaum-Traum“ ab. (ssp)