Karben. Wo sonst Feuerlöschfahrzeuge und Drehleitern stehen, waren am Donnerstagabend Fernsehkameras und Scheinwerfer aufgebaut: Live aus der Fahrzeughalle der Freiwilligen Feuerwehr Klein- und Groß-Karben strahlte der Hessische Rundfunk seine Fernsehsendung „Stadtgepräch“ aus. Mehr als zweihundert Bürger strömten schon vor Beginn der Sendung in die Fahrzeughalle, um bei der Diskussion zum Thema Ehrenamt dabei zu sein.
„Karben haut uns um“, sagte Moderator Philipp Engel und auf seine Frage: „Wer von ihnen hat ein Ehrenamt?“ hoben sich die Hände fast aller Zuhörer.
„Mehr als zwei Millionen Hessen engagieren sich ehrenamtlich bei der Feuerwehr, in sozialen Bereichen und bei der Jugendarbeit, aber wer dankt es ihnen?“, fragte Moderator Engel und wandte sich an seine geladenen Gäste: Staatskanzleichef Stefan Grüttner (CDU), die sozialpolitische Sprecherin der Hessen-SPD, Petra Fuhrmann, und Ingeborg Stricker von den Grünen Damen Wetterau.
Woraus speist sich das ehrenamtliche Engagement, wie unterstützt das der Staat und warum bekommen freiwillige Polizeihelfer ein Stundenhonorar, die Feuerwehrleute aber nicht? Um diese Fragen drehte sich eine Stunde lang die Diskussion. Eines wurde deutlich: Als gutmütige „Trottel der Nation“, sehen sich die ehrenamtlich Engagierten nicht, aber mehr Anerkennung und Unterstützung wünschen sie sich schon. Über den Wust an Bürokratie klagte der Vorsitzende der Turngemeinde Groß-Karben, Martin Menn. Steuer- und Rechtsvorschriften hätten ein Ausmaß angenommen, das von ehrenamtlichen Vorständen fast nicht mehr zu bewältigen sei. Wenig Trost konnte ihm Staatsminister Grüttner spenden. Kritik kam von Petra Fuhrmann (SPD). Als gänzlich verfehlt bezeichnete sie die Regelung, dass die freiwilligen Polizeihelfer Geld bekommen, aber die Feuerwehrleute nicht. „Das macht uns zornig“, gestand der Wetterauer Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann ein.
Pünktlich um 21.10 Uhr gingen die Scheinwerfer aus, das Stadtgespräch war beendet und kein Feueralarm hatte die Live-Sendung gestört. „Dann wären wir losgefahren, Wagen und Mannschaften waren in Bereitschaft“, erklärte Stadtbrandinspektor Thomas Bier. Dass freiwillige Polizeihelfer und Feuerwehr vom Gesetzgeber so unterschiedlich eingestuft werden, ärgert auch ihn und seine Kameraden.