Karben. Wut und Trauer waren groß, als die Beschäftigten des Conti Automotive Werks von der geplanten Schließung des Karbener Werkes erfuhren. Die IG Metall spricht zudem von einem Zeitplan zur Abwicklung des Werkes. Nach diesem sollen die ersten Mitarbeiter bereits im kommenden Jahr gehen.
»Es gibt einen Zeitplan, nach dem die Produktion bis 2023 eingestellt werden soll«, sagt Christian Egner, der Betriebsbetreuer der IG Metall für das Karbener Werk. »Laut diesem Zeitplan, der am Dienstag vorgelegt wurde, sollen die ersten Leute aus der Produktion bereits im nächsten Jahr gehen«, informiert Egner. Man werde das aber nicht kampflos hinnehmen. Vielmehr betone man, das Karbener Werk sei für die Zeit der Digitalisierung bestens aufgestellt. »Bei den Arbeitgeberverbänden ist es mehrmals zum Innovationssieger gewählt worden«, betont Egner. »Solch ein Werk darf auf keinen Fall geschlossen werden. Es kann auch Elektronik für andere Bereiche der Wirtschaft produzieren.« »Wir wollen nun mit der Konzernleitung in Verhandlungen treten, damit in dem Karbener Werk etwas anderes produziert werden kann.«
Aus der Politik sind zahlreiche Reaktionen gekommen. Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Stadtparlament, Mario Beck, sagt, er sei sehr schockiert. »Es entspricht nicht meinem Verständnis von sozialer Marktwirtschaft, wenn solche Entscheidungen aus der Ferne via Videobotschaft verkündet werden.« Stattdessen müssten sich die Sozialpartner, Unternehmensleitung und Betriebsrat, an einen Tisch setzen, wie man den Betriebszweig wettbewerbsfähig aufstellen kann. Bei den Fahrerassistenz-Systemen handele es sich doch um einen Wachstumsmarkt, wundert sich Beck. Sollte tatsächlich die Schließung durchgesetzt werden, »stehen wir vor einer Riesenaufgabe: Eine Industriebrache muss verhindert werden.«
FDP-Stadtverordneter Oliver Feyl findet, die angekündigte Schließung sei umso bitterer, »da gerade die Arbeiter und Angestellten des Werkes mit Lohnverzicht dem Drängen der Geschäftsleitung entgegengekommen sind. Es ist aber auch ein schwerer Schlag für Karben, da durch die Schließung mögliche zukünftige Gewerbesteuereinnahmen wegfallen und durch die drohende Arbeitslosigkeit der Arbeitnehmer Verluste bei der Einkommensteuerzuweisung kommen werden.«
Grünen-Fraktionschef Rainer Knak findet, »zu Recht empören sich die Betroffenen darüber, dass ihr Lohn- und Gehaltsverzicht der vergangenen Jahre offenbar nicht gewürdigt wird«. Die Kommunalpolitiker müssten sich nun mit den Menschen solidarisieren. Es gelte, Ideen zu entwickeln, »um Arbeitsplätze durch die Krise zu retten.«
Linken-Stadtverordneter Uwe Maag erklärt, er stehe an der Seite derjenigen, die ihre Arbeit zu verlieren drohen. Für die Wetterauer Linke weist Gabi Faulhaber darauf hin, Conti sei ein gutes Beispiel dafür, »dass es privatwirtschaftlichen Konzernen nicht um das Wohl ihrer Mitarbeiter/innen geht. Sie suchen nach hohen Profitmargen. Arbeitskräfte und Produktionsstätten sind im Ausland billiger«. (pe)
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