Zu dem Artikel „Erster Spatenstich“, im Bad Vilbeler Anzeiger vom 11. 10. 2007 erreichte uns folgender Leserbrief:
Nachdem die beim Spatenstich anwesenden Politiker mit ihrem kollektiven Schulterklopfen fertig sind, lohnt sich ein Schritt rückwärts. Ein Blick auf die Entwicklung der vergangenen Jahre und die Frage, ob das was jetzt passiert wirklich von einer „atemberaubenden Kürze“ ist, wie es der Erste Kreisbeigeordnete, Oswin Veith, fand, empfiehlt sich.
Bereits im Schuljahr 2006/2007 drohte einigen Vilbeler Schülerinnen und Schülern eine sogenannte „Schülerlenkungsmaßnahme“ mit der Einschulung in weiterführende Schulen weit außerhalb Bad Vilbels (gerüchteweise wäre Oberursel ein denkbares Ziel gewesen). Dies konnte glücklicherweise vermieden werden, allerdings auf Kosten einer extrem großen Klassengröße. Hätte man von politischer Seite her nicht im Sommer 2006 bereits die notwendigen Schritte gehen müssen, um das Georg-Büchner-Gymnasium für die anstehende 5.-Klässler vorzubereiten?
Oder noch besser: Aus den Schülerzahlen der brunnenstädtischen Grundschulen hätte man möglicherweise bereits ablesen können, was auf die weiterführenden Schulen unserer Stadt zukommt – und das mit einem Vorlauf von 4 Jahren (Schuljahr 2002/2003!).
Noch mal drei Jahre vorher gab es Anmeldezahlen in den städtischen und privaten Kindertagesstätten, die Prognosen für den weiteren schulischen Bedarf erlaubt hätten.
Sicher, je langfristiger eine Zukunftsplanung gemacht wird, desto unsicherer sind die konkreten Schätzungen. Die Kreis- und Kommunalpolitik wollte es wohl ganz genau wissen und sich scheinbar nur auf die Anmeldezahlen dieses Jahres stützen.
Einem Wirtschaftunternehmen würden bei solch einer Zukunftsplanung die Kunden weglaufen. Zum Glück sind Schülerinnen und Schüler keine Kunden – sie haben in der Regel einfach keine Wahl.
Ob der Staub, den die zufriedenen Politiker sich beim Spatenstich von den Schultern klopften, von der Baustelle kam oder vom Versuch, das Problem jahrelang auszusitzen, ist wohl im Nachhinein nicht mehr festzustellen.
Michael Wolf, Bad Vilbel
LESERBRIEFE geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Kürzungen behalten wir uns vor.