Einmal im Monat lädt die Bürgeraktive Bad Vilbel zu einem Vortrag der Reihe „Gesund leben in Bad Vilbel“. Diesmal zu Gast ist Dr. Michael Putzke, Psychiater und Psychotherapeut und außerdem Leiter der neu eröffneten Tagesklinik in der Bad Vilbeler Innenstadt.
Bad Vilbel.„Die Tagesklinik über der Woolworth-Filiale ist ein großer Gewinn für die Stadt“, sagt Moderatorin Eva Raboldt und begrüßt Dr. Michael Putzke, den Leiter der Klinik, die eine Außenstelle der Klinik für Psychiatrie in Friedberg ist. „In Deutschland gibt es Tageskliniken erst seit Mitte der 1990er-Jahre“, informiert Putzke zu Beginn. 1968 seien in England etwa 35 000 Personen auf diese Weise behandelt worden, in Deutschland gerade einmal 300. Heute gebe es in Deutschland rund 600 Tageskliniken mit 200 000 Patienten.
Eine solche Klinik habe vor allem die Aufgabe, stationäre Aufenthalte zu vermeiden. Denn „bei stationären Aufenthalten geht es Patienten zwar meist schnell besser, doch die Probleme warten dann zu Hause“, weiß der Mediziner.
Phobien und Psychosen
„Was ein Patient tagsüber in der Klinik bei der Therapie gelernt hat, kann er zu Hause gleich anwenden“, so Putzke. Die Gefahr, durch die Behandlung dem Privatleben vollkommen enthoben zu sein, sei so deutlich geringer. Bisher habe es in Bad Vilbel keinerlei Ansprechpartner für psychologische Probleme gegeben. „Ein Kollege ist auf Psychoanalyse spezialisiert, eine Kollegin nimmt keine Kassenpatienten“, so der Klinikchef.
Etwa 200 Behandlungsplätze für psychische Erkrankungen gebe es in der Wetterau, 20 davon nun in Bad Vilbel. Man behandle vor Ort beispielsweise Menschen mit sozialen Phobien oder auch mit Psychosen. „Krankheitsbilder wie Altersdepressionen profitieren ebenfalls von der Behandlung in einer Tagesklinik“, erklärte Putzke. Schwieriger sei es mit Suchterkrankungen. „Da schauen wir immer sehr genau hin. Patienten, die beispielsweise süchtig nach Alkohol sind, behandeln wir nur, wenn sie morgens mit null Promille bei uns ankommen.“ Häufig würden psychisch Kranke mit den Figuren aus Filmen wie ’Shining’ oder ’Das Schweigen der Lämmer’ assoziiert.“
Es gebe keinen Grund, sich Sorgen zu machen, dass durch die neue Tagesklinik in der Bad Vilbeler Innenstadt eine Gefahr bestehe. Psychisch kranke oder geistig behinderte Menschen seien nicht mehr oder weniger gewalttätig als gesunde Menschen, zitiert er aus einem Buch des Psychiaters Asmus Finzen. „Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand aus der Tagesklinik Ihnen etwas tut, ist statistisch gesehen geringer, als im Lotto zu gewinnen“, versicherte Putzke. (nma)