Nach Jahren des Planens scheint die Nidda-Renaturierung in Karbens Stadtzentrum endlich Realität werden zu können. Denn nun steht der Zeitplan für das Vorhaben. Er beinhaltet eine schlechte Nachricht für alle Spaziergänger, Radfahrer und Fluss-Genießer.
Karben. Längst ist es ein geflügeltes Wort geworden. „Wie frisch vom Friseur“ wirke ein renaturierter Flussbereich direkt nach dem Ende der jeweiligen Bauarbeiten, erklärt Nidda-Papst Gottfried Lehr bei jedem seiner Umbauprojekte.
In der Tat: Jedes Mal, wenn in den vergangenen Jahren ein Abschnitt der Nidda in der Wetterau renaturiert wurde, sah der Fluss direkt danach erst mal alles andere als natürlich aus. Blanke Erde, wohin das Auge schaut. Erst nach und nach erobert sich die Natur dann ihr Terrain zurück.
„Das war ein Flohzirkus“
Wie schon bei der jüngsten Renaturierung südlich von Klein-Karben dürfte das im Karbener Stadtzentrum nicht anders werden. Bloß: Dort werden es viel mehr Menschen mitbekommen als bei den meisten Projekten außerhalb der Ortslagen. Denn der Fluss soll mitten in der Stadt – vom ASB-Altenzentrum und dem Hessenring in Groß-Karben bis zum Günter-Reutzel-Sportfeld und der Dortelweiler Straße in Klein Karben – nach Jahrzehnten sein unnatürliches Korsett wieder verlieren.
Seit einigen Jahren bereits laufen die Planungen für das Vorhaben. Allerdings stockten die Vorarbeiten immer wieder – vor allem, weil für die Stadt der Kontakt zur Telekom extrem schwierig zu halten war. Der Bonner Telekommunikationskonzern aber muss eingebunden werden, weil dessen Leitungen im Nidda-Damm verlaufen. Sie müssen verlegt werden, weil auch der Damm zurückverlegt wird.
Ebenso musste die Stadt sich mit dem Wetterauer Energieversorger Ovag und dem Bad Vilbeler Mineralwasserhersteller Hassia einigen, deren Leitungen ebenfalls neu verlegt werden müssen. „Das war schon ein Flohzirkus mit allen beteiligten Unternehmen“, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) und atmet deutlich hörbar aus.
Aber: „Nun sind alle technischen und rechtlichen Probleme gelöst“, ist er erleichtert. Als finale Vorbereitung laufen aktuell noch Bohrungen. „Wir müssen die Qualität des Bodens untersuchen“, erklärt Heiko Heinzel, Leiter des Fachdienstes Bauen im Rathaus.
Denn: „Niemand weiß, was bei der Kanalisierung alles dort reingeworfen wurde“, merkt der Bürgermeister an. Böse Überraschungen in der Bauphase will die Stadt möglichst ausschließen.
Deshalb hatte der neue Planer Rolf-Jürgen Gebler aus der Nähe von Karlsruhe, der die Entwurfsplanung aus der Feder von Gottfried Lehr im Sommer übernommen hatte, zu einer intensiveren Untersuchung geraten. Nun gibt es 60 statt ursprünglich geplanten 16 Kernbohrungen.
Diese sind somit Grundlage für die Ausschreibung der Arbeiten. Letztere wird derzeit im Rathaus vorbereitet. Nächste Woche seien die Bohrungen beendet, kündigt Fachmann Heinzel an. Damit steht endlich ein belastbarer Zeitplan für die Renaturierung: Im November sollen die Bauarbeiten ausgeschrieben werden. Dann könnten ab Februar/März die Leitungen verlegt werden.
Die Erdarbeiten für die Umgestaltung des Flusses und der dann größeren Uferbereiche sollen direkt im Anschluss folgen. „Die Nidda wird den ganzen nächsten Sommer über Baustelle sein“, räumt Heiko Heinzel ein. Das werde Einschränkungen für Spaziergänger, Radfahrer, Skater und andere Nutzer des Niddaradwegs mit sich bringen.
Immerhin liefen die Bauarbeiten nicht überall gleichzeitig. „Das wird in Abschnitten erledigt“, erläutert Heinzel. Ziel sei, dass die Bauarbeiten Ende 2018 „so weit durch“ seien. 2019 folgten „die letzten Pflanzungen und Gestaltungsarbeiten“.
Zuletzt hatte der Bürgermeister noch auf einen Baubeginn im Sommer 2017 gehofft, dann auf Herbst. Da es nun 2018 wird, wird wohl ein Folgeprojekt früher fertig als das Renaturieren selbst: die Nidda-Terrasse hinterm Bürgerzentrum.
„Wir wollen noch dieses Jahr anfangen“, kündigt der Bürgermeister an. Das liege auch daran, dass von Januar bis Ende März die Gaststätte „Rathausstube“ im Bürgerzentrum umgebaut und saniert werde.
Restaurant wird umgebaut
Restaurant und Terrasse sollten möglichst zeitgleich im Frühjahr fertig werden, wünscht sich der Bürgermeister. Denn das Restaurant solle in Zukunft Teile der neuen Terrasse als Außenbereich nutzen. So soll der neu gestaltete Bereich von Anfang an zu einem attraktiven Treffpunkt werden.
Aktuell laufe die Auswahl des Pflasters für die Terrasse, erklärt Guido Rahn. Als letztes Detail will die Stadt auch noch ein kleines Zusatzgebäude nördlich des Bürgerzentrums direkt am Niddaradweg errichten. Darin soll eine Toilette untergebracht werden, sowohl für die Terrassen-, Restaurant- wie auch Radwegbenutzer. Denn die nächstgelegene Toilette im Bürgerzentrum ist nur während der Rathaus- und Restaurant-Öffnungszeiten zugänglich. Und sie liegt, nur per Treppen zugänglich, im Keller. (den)