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Start für Mammut-Projekt

In die Jahre gekommen: Der Rathaus/Bürgerhaus-Komplex soll saniert werden. Archivfoto
In die Jahre gekommen: Der Rathaus/Bürgerhaus-Komplex soll saniert werden. Archivfoto

Niederdorfelden. Der Startschuss für das größte Projekt der vergangenen Jahrzehnte ist kürzlich am Donnerstagabend in Niederdorfelden gegeben worden. Die Gemeindevertreter beschlossen in der Sitzung, für die Sanierung des Rathaus/Bürgerhaus-Komplexes einen Architekturwettbewerb in Auftrag zu geben.
Mit rund 13 Millionen Euro wird derzeit an Kosten für den Umbau gerechnet. Es geht darum, das Gebäude nach energetischen und brandschutztechnischen Gesichtspunkten auf den neusten Stand zu bringen sowie es barrierefrei zu gestalten. Wenn alles wie geplant läuft, könnten die ersten Bauarbeiten 2027 beginnen. Der Rathauschef rechnet mit drei Jahren Bauzeit.
Sorge um
überbordende Kosten

Der Respekt ob dieses wichtigen Beschlusses war den Gemeindevertretern anzumerken. »Wir tun uns nicht leicht mit der Entscheidung für solch ein gewaltiges Projekt«, sagte Horst Schmidt von der Dorfelder Liste. Er sorge sich, dass man das Verfahren mit dem Beschluss über den Planungswettbewerb »aus der Hand gebe«. Als Negativ-Beispiel nannte er die Sanierung der Kläranlage, welche die Gemeinde gemeinsam mit Schöneck unterhält. Hierbei seien die Kosten aus dem Ruder gelaufen. Seine Fraktion stimmte am Ende aber für das Vergabeverfahren, »damit es endlich losgehen kann«. Er hoffe jedoch auf einen festen Rahmen, vor allem was die Kosten betreffe.
Carsten Frey (SPD) betonte, dass er »das Gefühl, dass man die Kontrolle aus der Hand gibt« gut verstehen könne. Dennoch: »Im Schiedsgericht für den Wettbewerb sind alle Fraktionen vertreten und können dort Einfluss nehmen«, sagte er. SPD-Fraktionsvorsitzende Juliane Frey unterstrich, dass es wichtig sei, das Projekt endlich auf den Weg zu bringen. »Das Rathaus ist der Dorfmittelpunkt und kommt jedem zugute.«
Bürgermeister Klaus Büttner (SPD) betonte, dass für die Rathaus-Sanierung keine Schulden gemacht würden. Die Gemeinde habe gut gewirtschaftet. Rücklagen seien im benötigten Umfang vorhanden. Eine Förderung von bis zu 60 Prozent sei möglich, wenn die Fläche nicht um mehr als 20 Prozent erweitert würde. Alle Vereine, die das Bürgerhaus regelmäßig nutzten, seien angeschrieben worden. Gemeinsam habe man über die Bedarfe gesprochen. »Was möglich war, haben wir aufgenommen«, erklärte Büttner.
Einen Änderungsantrag mit acht Punkten hatte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vorgelegt. Für die Nachrückerin Dr. Anne Schrimpf-Alt war es gleich die Feuertaufe. Sie musste überraschend den Antrag vorstellen. Wegen möglicher Befangenheit – seine Stieftochter ist die Pächterin der Bürgerhausgaststätte – musste Fraktionsvorsitzender Matthias Zach während Beratung und Beschlussfassung zu dem Thema den Saal verlassen.
Der Grünen-Politiker war über diese Entwicklung alles andere als begeistert und kündigte in einer persönlichen Erklärung im Anschluss an, Rechtsmittel einlegen zu wollen. Schließlich sei bekannt, dass seine Stieftochter mit Beginn der Sanierungsarbeiten den Betrieb der Gaststätte einstellen wolle.
Über die Punkte im Grünen-Antrag wurde in Einzelabstimmung entschieden. Die ersten drei fanden Zustimmung. Darin ging es unter anderem um die Barrierefreiheit. Keine Mehrheit gab es für den Vorschlag, die Nutzfläche der Verwaltung auf 670 Quadratmeter zu beschränken und die frei werdenden 63 Quadratmeter der Gaststätte zuzuschlagen. Auch die Idee, alternativ die Pächterwohnung bestehen zu lassen, wurde somit abgelehnt. »Die Rathaus-Mitarbeiter haben in mehreren Workshops den Raumbedarf erarbeitet. Ich vertraue ihrer Expertise«, begründete Juliane Frey (SPD).
Mit der Abstimmung in der Gemeindevertretung gibt es nun grünes Licht für den Planungswettbewerb. Die 40-seitige Ausschreibung soll möglichst bald veröffentlicht werden. Die besten drei Entwürfe sollen öffentlich vorgestellt werden. »Unser Ziel ist, dass die Vergabe noch in diesem Jahr erfolgt«, sagte Bürgermeister Büttner unserer Zeitung.
Von Mirjam Fritzsche