Karben. Überwiegend zufriedene Gesichter, zumindest auf Seiten der Politiker, gab es am Ende der Bürgerversammlung im Bürgerzentrum. Die Knackpunkte, die die Bürger zurzeit vor allem beschäftigen, nämlich die Trassenführung der B 3 und der Bau der Nordumgehung, standen an diesem Abend nicht zur Diskussion. Fragen dazu wurden von der Stadtverordnetenvorsteherin Ingrid Lenz (CDU) gleich zu Beginn ausgeschlossen.
Doch auch sonst gab es für die gut 100 Bürger viele Neuigkeiten. Karbens Erster Stadtrat und Baudezernent Gerd Rippen (Grüne) stellte die vom Stadtparlament beschlossenen Änderungswünsche für den Regionalen Flächennutzungsplan vor, der vom Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main erstellt wird und bis 2010 Rechtskraft erlangen soll.
„Wenn dieser Plan einmal beschlossen ist, muss künftig jede Abweichung beim Planungsverband neu beantragt werden“, erklärte Rippen. „Dann kann die Stadtverordnetenversammlung nicht mal eben kurz mit einem schnellen Beschluss aus Ackerland Bauland machen, nur weil gerade mal ein Investor an die Rathaustür geklopft hat“, sagte Rippen. Deshalb sei es wichtig, alle Wünsche und Bedürfnisse in die Planung einzubeziehen, damit die Stadt in den nächsten 10 bis 20 Jahren wachsen und sich weiterentwickeln könne.
Besonders auffällig bei der Gegenüberstellung des noch gültigen Flächennutzungsplans aus dem Jahr 1998 mit dem neuen Plan war, dass die Fläche für Gewerbegebiete von 21 auf 67 Hektar wachsen sollen. Für die Wohnbebauung soll dagegen künftig auf verstärkten Ausbau verzichtet werden. Hier sank der angemeldete Bedarf von 49 auf 31 Hektar. Nach dem Willen aller Parteien sollen die neuen Wohnbaugebiete vor allem dazu dienen, den eigenen Bedarf aus den Ortsteilen abzudecken. Mit großem Zuzug von außerhalb rechne keiner mehr.
Neu war für die meisten der Zuhörer die Planung für den Bereich südlich des Berufsbildungswerkes und rund um den Toom-Markt. Diese Fläche entlang der B 3 soll nämlich für die Ansiedlung von Gewerbe freigegeben werden. Das wurde auch in den Erläuterungen der Parteivertreter zur Stadtentwicklung deutlich. Während man sich darüber einig war, dass die finanzielle Situation der Stadt nur durch die Ausweitung von Gewerbefläche verbessert werden könne, zeigten sich Unterschiede bei den Ausführungen zur neuen Stadtmitte.
Die Koalition aus CDU, FWG und FDP will einen Kreisverkehr und den Ausbau der Fläche direkt hinter der Bahnlinie mit Gewerbe. SPD und Grüne schlagen hingegen vor, die Freifläche als Stadtpark zu nutzen. Erneut meinte CDU-Sprecher Guido Rahn, dass die Stadt für einen Stadtpark keine finanziellen Mittel besitze. Bürgermeister Roland Schulz (SPD) rät er von einem Supermarkt weiterhin strikt ab. Wegen des Geldes mache er sich keine Sorgen. Die Fläche sei Ackerland und bleibe es auch. Im Übrigen könne man den Bereich für den Park auch mieten und müsse ihn nicht kaufen. (jwn)