Mehr Mitarbeiter im Vertrieb und in der Produktentwicklung
Bad Vilbel. Beim weltweit tätigen Stada-Konzern hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Nach Übernahme durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven kaufte der Generika-Hersteller kräftig hinzu. Zum Vorteil der deutschen Zentrale in Dortelweil, wo neue Arbeitsplätze geschaffen worden sind. Zudem ist dem Unternehmen auf dem Medikamentenmarkt jetzt ein besonderer Coup gelungen.
Wenngleich die zuständigen Mitarbeiter beim Pharmaunternehmen Stada noch an der Zusammenstellung des Geschäftsberichtes für 2019 arbeiten, steht für Frank Staud schon jetzt fest: »Stada ist im vergangenen Jahr zweistellig gewachsen.« Staud ist für die globale Kommunikation des Konzerns zuständig und Mitglied des erweiterten Vorstands. Wir sitzen im vierten Stock des Bürogebäudes in der Theodor-Heuss-Straße. Über eine Verlängerung des Mietvertrages für das Gebäude um zehn Jahre verhandelt Stada gerade. »Die Entscheidung fällt bald«, betont er.
Signal an die Stadt
Das ist ein gutes Zeichen und ein Signal an die Stadt und an die über 1000 Mitarbeiter in Bad Vilbel. Solche positiven Signale gab es nicht immer. Monatelang hatte es Irritationen über den Einstieg der britischen Finanzinvestoren gegeben. Einige befürchteten, hier wären die berüchtigten Heuschrecken am Werk, die die lukrativen Teile des Unternehmens wollten, um die weniger einträchtigen abzustoßen. Mit entsprechenden Arbeitsplatzverlusten. Doch in einer großen Betriebsversammlung im Frühjahr 2017 konnte die frühere Unternehmensführung die Mitarbeiter davon überzeugen, dass die Investoren das Unternehmen eher stärken wollten. Viele verließen die Betriebsversammlung eher beruhigt. Zurecht, Wie sich knapp drei Jahre danach zeigt.
Der Vorstandsvorsitzende von Stada Deutschland, Eelco Ockers, sieht sein Unternehmen auf einem »starken Wachstumskurs«. Es sei in den vergangenen Monaten viel investiert worden. Eine runde Milliarde Euro hat sein Unternehmen für verschiedene Zukäufe im letzten Quartal des abgelaufenen Jahres in die Hand genommen.
In der Tat hat sich viel verändert, seit Stada nicht mehr an der Börse notiert ist, sondern Bain und Cinven das Sagen haben. Die einst als Unternehmen der Apotheker gegründete Stada hat sich neu aufgestellt. Das Sortiment umfasst nun neben bekannten Nachahmermedikamenten auch die frei verkäuflichen Produkte, die unter dem Stichwort Consumer Health geführt werden. So wurde vom japanischen Pharma-Hersteller Takeda in Russland ein Portfolio von 20 Produkten gekauft. Die Übernahme der tschechischen Firma Walmark komplettiert das Sortiment um Nahrungsergänzungsmittel.
Bessere Vermarktung
Die neuen Produkte wollen bei Ärzten und Apothekern vermarktet und verkauft werden. Deshalb hat Stada zahlreiche neue Stellen im Bereich Vertrieb und Marketing geschaffen. »Im Endeffekt haben wir jetzt mehr Stellen als je zuvor«, betont Staud.
Das stärkt den Standort Dortelweil. Es seien zwar Stellen abgebaut worden, wie etwa die Buchhaltung, die jetzt von einem externen Dienstleister erledigt werde. Einige Stabsstellen seien zudem verkleinert worden. Unter dem Strich gebe es aber ein Plus bei den Mitarbeitern.
Die Aufstockung des Vertriebs dient laut Staud dazu, Produkte wie das bekannte Sonnenschutz-Sortiment Ladival auch im Ausland zu bewerben und zu verkaufen. Trotz der Neustrukturierung des Unternehmens »bleiben die bekannten Stada-Produkte erhalten«. Durch die Zukäufe im Ausland kämen neue hinzu.
Die Neustrukturierung des Unternehmens führt indes ebenso dazu, dass die Zahl der Produktentwickler aufgestockt wurde. Deshalb musste Stada neue Räume hinzumieten. Rund 50 Arbeitsplätze wurden bei den Stadtwerken Bad Vilbel im nicht weit vom Produktionsgebäude und dem Verwaltungssitz entfernten Brunnenkarree angemietet, jenem Gebäude, das an das Einkaufszentrum am Dortelweiler Platz grenzt.
Die schlauen Köpfe haben ein Krebsmedikament weiterentwickelt und damit ein völlig neues Produkt im Sortiment. Auch das ist die neue Stada.
Medikament gegen Blutkrebs
Seit gut 15 Jahren ist das Medikament Bortezomib zugelassen, ein Pulver, das bei Patienten mit Blutkrebs eingesetzt wird. Bislang kam es von einem Hersteller in den USA. Es konnte aber nicht direkt eingesetzt werden, sondern musste mittels Kochsalzlösung erst gebrauchsfertig gemacht werden. Der Stada ist es vor kurzem gelungen, dieses Medikament so weiterzuentwickeln, dass es als Generika gilt und vor allem eine gebrauchsfertige Injektionslösung ist. Es wird jetzt in 14 europäischen Ländern angeboten. Laut Frank Staud war das Mittel vorher bedeutend teurer, als es jetzt zu erhalten ist.
Medizinische Studien haben ergeben, dass, grob gesagt, der Stoff geeignet ist, das unkontrollierte Wachstum der Blutkrebszellen zu blockieren. (pe)