Bad Vilbel. Ein Bad Vilbeler Riese schwankt: Der SSV Heilsberg ist angeschlagen. Die Verantwortlichen plagen Sorgen, weil dem Sportverein die ehrenamtlichen Helfer ausgehen. Dabei stehen wichtige Aufgaben an: Es braucht einen neuen Vorstand und eine neue Satzung. Rückendeckung gibt’s vom Landessportbund. Manfred Koester, Toni Keller und Manfred Borchardt wirken angespannt. Das Trio gehört zu einer fünfköpfigen Arbeitsgruppe, die den SSV zukunftsfähig machen will. Denn: Dem mehr als 1000 Mitglieder starken Sportverein fehlt es an entscheidenden Stellen an Personal.
Koester, Keller und Borchardt engagieren sich selbst seit vielen Jahren ehrenamtlich. Koester leitet die Tischtennisabteilung, Keller ist Jugendwart und Borchardt verantwortet die Pressearbeit. Sie haben sich entschieden, im Gespräch mit dieser Zeitung öffentlich zu sagen, was dem SSV Heilsberg zu schaffen macht. Es ist ein Hilferuf an alle Vereinsmitglieder.
Das Größte Problem ist das Chaos in der Vereinsbürokratie. Personell habe es in der Verwaltungsarbeit einen »Engpass« gegeben, Rechnungen und Briefe blieben liegen – »und eines führte zum anderen«, so Manfred Koester vielsagend. Will heißen: Der SSV bekam Ärger von oben.
»Die Zeit hat uns einfach überholt, und der Verein hat verschlafen, darauf zu reagieren«, so Koester weiter. Ein gutes Beispiel sei die vor wenigen Monaten eingeführte Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Das Gesetz macht es Institutionen und Vereinen seit Mai 2018 deutlich schwieriger, Fotos und Videos ohne Erlaubnis – und damit ohne Verwaltungsaufwand – zu veröffentlichen.
Bis vor Kurzem wurden Trainer noch mit Fotos auf der SSV-Webseite vorgestellt, auch Bilder von Sport-Events und Vereins-Gruppen waren zu sehen. Nun hat Manfred Borchardt diese vorsorglich von der Seite entfernt, denn für die gesetzeskonforme Umsetzung der DSGVO fehlt den wenigen Ehrenamtlichen schlicht Zeit und Kraft. Die Vereinsarbeit wird zudem durch den nicht funktionsfähigen Vorstand erschwert. Das Trio berichtet: Nach den vergangenen Vorstandswahlen – in denen der Vereinsvorsitzende Klaus Peter Schulz nach 31 Jahren nicht mehr antrat – habe ein Vorstand den SSV geführt, der den Aufgaben nicht gewachsen gewesen sei.
Das Trio beklagt, dass überhaupt nur ein Bruchteil der Mitglieder gekommen sei. Recht schnell trat in der Folge der damals neue Vorsitzende wieder zurück – das hinterließ eine Lücke, die den angeschlagenen Verein noch mehr schmerzte.
Jetzt soll sich aber alles ändern: »Wir haben Einladungen für die nächste Jahreshauptversammlung formuliert und unsere Abteilungsleiter gebeten, diese den Mitgliedern persönlich zu überreichen und auch zu kommentieren«, erläutert Borchardt. »Ein Verein steht und fällt mit seinen Mitgliedern.«
Jahreshauptversammlung: Am 30. November sollen dann ein Erster und Zweiter Vorsitzender gewählt werden, die die Aufgaben im Verein gemeinsam mit der Arbeitsgruppe und dem Vorstand anpacken. »Mögliche Kandidaten haben sich bereits bei uns vorgestellt.« Zudem soll beantragt werden, dass Geld für Hilfe von außenbereitgestellt wird. Das Geld würde an den Landesportbund fließen, der auf Bitte des SSV eine Analyse zu den Problemen in der Verwaltung geliefert hat.
»Der Landesportbund würde dann dem Vorstand und der Arbeitsgruppe für kleines Geld helfen, die Strukturen im Verein neu zu ordnen«, erklärt Pressewart Borchardt. Klar sei, dass das nicht über Nacht gehe. Es werde ein langfristiger Prozess, doch man tue alles dafür, um den Verein wieder in die Spur finden zu lassen.
»Der erste Schritt, nachdem der Vorstand wieder komplett ist, wird es sein, die anfalllenden Arbeiten auf mehrere Schultern zu verteilen. Denn nur so lässt sich das bewältigen«, ist Koester überzeugt.
Die Verantwortlichen wünschen sich langfristig ein breites Gemeinschaftsgefühl im Verein, denn sie sind überzeugt: »Dann finden sich auch wieder mehr Leute, die Lust haben, die Arbeit, die so ein Verein mit sich bringt, gemeinsam zu bewältigen.« Eine akute Gefahr für den SSV sieht Koester nicht – trotz aller Probleme. Mitglieder- und Trainerzahlen seien auf einem Höchstwert, finanziell gehe es dem Verein gut, auch juristisch habe der SSV keine Probleme.