Es ist das derzeit teuerste Projekt in Bad Vilbel, was angesichts vieler Großbaustellen in der Stadt etwas zu heißen hat: Bei der Bürger- infoveranstaltung zum Thema „Smart City Springpark Valley“ war etwas Skepsis zu vernehmen, ob der geplante futuristische Gewerbepark überhaupt zur Stadt passt. Für Überraschung sorgten dabei neue Zahlen zur Höhe der dort geplanten Gebäude.
Bad Vilbel. Zwischen der Nordumgehung und dem Einkaufszentrum mit Rewe Kaffenberger und Aldi, zwischen der Verlängerung der Landschaftsbrücke und der B 3 erstreckt sich das Teilstück des Quellenparks, auf dem die Investorengruppe Cesa aus Berlin ihre „Smart City“ errichten will. 19,2 Hektar umfasst das Planungsgebiet, das nun an die Wünsche der Gruppe angepasst werden soll.
Cesa selbst hält daran mit etwa 90 000 Quadratmetern knapp die Hälft. Doch das Ensemble soll nicht nur Arbeiten und im geringen Teil Wohnen umfassen, sondern auch kleine Läden, Gastronomie, Hotellerie, Gesundheit und Kinderbetreuung. Vorige Woche konnten die Bürger bei einer Info-Veranstaltung auch gleich zum Gesamtpaket ihre Meinung loswerden.
Völlig überzogen
Und die fiel bei der frühzeitigen Bürgerbeteiligung zur neunten Änderung des Bebauungsplanes Krebsschere gemischt aus. „Das sprengt jedem Maßstab, ist vollkommen überzogen“, sagte Bürger Werner Groß, nachdem Stefanie Horn von der Planungsgruppe ROB aus Schwalbach im Taunus den neuen Vorentwurf vorgestellt hatte. Grund für den Ärger von Groß ist eine bislang falsche Angabe zu den Höhen der größten Gebäude im Gewerbepark.
Hieß es bislang immer, dass die beiden städtebaulichen dominanten Gebäude eine Höhe von maximal 45 Metern erhalten sollen, so gehen die aktuellen Zahlen von einer Höhe bis zu 55 Metern für 15 Stockwerke aus. Groß machte deswegen auch gleich deutlich, dass er eine Begrenzung auf 35 bis 40 Meter fordern will.
Nicht die einzige Anregung, welche die Bürger in der Versammlung im Rathaus vorbrachten. Da in der Änderung auch gleich der 80 Meter breite Grünzug zwischen Gewerbepark und dem Wohngebiet neu geplant wird, hatte der Stadtverordnete Peter Paul (Grüne) einen weiteren Vorschlag parat. Er lobte, dass das Konzept für das Areal viel Grün und Wasser vorsieht. Doch werden die Wasserflächen im Gewerbepark selbst ja eher mit Marmor oder Granit eingefasst und erhalten so einen urbanen Charakter. Er regte an, die Wasserflächen unter dem geplanten Rad- und Fußweg am Rande des Grünzugs hindurchzuführen und sie dann im Grüngürtel selbst als naturnahe Wasserflächen wieder zum Vorschein kommen zu lassen. Überhaupt könne man doch den Grüngürtel bereits früher errichten, so dass nicht nur die künftigen Arbeitnehmer, sondern auch die Bewohner des Quellenparks bereits eine gewachsene Struktur vorfinden. Den Vorschlag mit den Wasserflächen könne man prüfen. Doch Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) erläuterte, dass der Grüngürtel erst später angelegt werde, weil die Fläche während der Bauphase für die Wohngebäude von Baufahrzeugen benutzt werde. Dann würde in die Natur investiertes Geld vernichtet, so Wysocki.
Ein Bürger bezeichnete die Entwürfe als „hässlich“. Er machte sich Gedanken darum, dass die Frischluftzufuhr aus dem Taunus für die Stadt durch die hohen Gebäude abgeschnitten werden könne. „Fängt man damit einmal an, könnte sich diese Bauart bis Frankfurt fortsetzen“, fürchtete er. Dann wäre Bad Vilbel für die Taunusluft nicht mehr erreichbar.
Doch auch an ihr eigenes Portemonnaie dachten die Kritiker. Denn mehrfach wurden Zweifel daran laut, dass die Bad Vilbeler Kläranlage das zusätzliche Abwasser des Quellenparks verkraften könnte. Eine Erweiterung mit Steuermitteln wäre die Folge. Hier versprach Wysocki, dass die Kläranlage nicht für den Quellenpark erweitert werden müsse. Denn der sei ja bereits seit dem Jahr 2000 in der konkreten Planung und in den Dimensionen der Kläranlage berücksichtigt. Doch sei das Thema zentral, deswegen kündigte Horn an, dass weitere Untersuchungen folgen werden.
Achtstöckiges Parkhaus
Gleichwohl habe die Stadt laut Wysocki in der Nachbarschaft zur Anlage bereits Flächen für eine mögliche Erweiterung aufgekauft. Das aber eher, um sich auf den Bau einer vierten Klärstufe vorzubereiten. Eine Forderung, welche die Kommunen aufgrund der schlechten Wasserqualität und Verunreinigungen etwa durch Medikamentenrückstände bald erreichen könnte. Regenwasser lande auch nicht in der Kläranlage, sondern in der Nidda. Um Hochwasser zu vermeiden, seien großen Rückhaltebecken geplant.
Dauerproblem in Bad Vilbel ist der Verkehr, der rund um den Quellenpark zunehmen wird. Ein Teil der neuen Fläche wird deswegen für ein achtstöckiges Parkhaus reserviert. Für genügend Stellplätze werde gesorgt, sagte Wysocki und verwies dabei auf weitere Prüfungen, die bis zur Vorlage des fertigen Entwurfs erledigt sein müssen. Dabei geht es um Schallschutz, Artenschutz, Ver- und Entsorgung, Altlasten, aber auch um den Verkehr und die nötigen Stellplätze.
Doch auch hier wartete Planerin Horn mit neuen Zahlen auf. Hatte Cesa noch bis zu 8000 Arbeitsplätze angegeben, so sprach sie von 9500. Dabei nahm sie auch eine noch nicht verkaufte Fläche des Quellenparks mit in die Kalkulation. Denn 30 000 Quadratmeter, die im gleichen Vorgang neu geplant werden, sind noch nicht verkauft. Die Nachfrage der FNP, ob die Stadt diesbezüglich in Verhandlungen stehe, wollte Wysocki keinen Kommentar abgeben.