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Spitzenjahrgang

Lob und Tipps bei der Verabschiedung der Büchner-Abiturienten

Bad Vilbel. „Ihr habt’s geschafft!“, ruft GBG-Schulleiterin Claudia Kamm in den voll besetzten Saal des Kulturforums. Dort sitzen dicht gedrängt die Gymnasiasten mit ihren Eltern und warten auf den großen Moment der Ausgabe der Reifezeugnisse. Kamm wirft einen Blick zurück auf die Prüfungen des Doppeljahrgangs G8/G9, bei der es zwischen den verschieden langen Schullaufbahnen keine Leistungsunterschiede gegeben habe. Dann greift sie zur Symbolik der Weintester und bescheinigt den 2016er-Abgängern, sie seien „ein Spitzenjahrgang“.

Über 300 mündliche Prüfungen haben die 121 Gymnasiasten abgelegt, die jetzt ihr Abi-Zeugnis erhielten. Der Notendurchschnitt liege bei 2,14 und somit über dem hessischen Schnitt. Zwei Fünftel der Zeugnisse liegen im Einser- weitere zwei Drittel im Zweier-Bereich – eine außerordentlich gute Leistung“, lobt Kamm. Es gibt diesmal sogar zehn Mal die Traumnote 1.0. „Manche haben es aber nicht geschafft“, schränkt Kamm ein. Die genaue Zahl der nicht geschafften Abschlüsse wird an diesem Abend nicht genannt: es sind zwölf.

Doch nach dieser Bilanz spielte das Thema Noten und Leistung nur eine Nebenrolle, denn das Reifezeugnis ermögliche den Abiturienten nun vor allem, ihren eigenen Weg zu gehen, wird in allen Reden betont. Zwei Schlüsselbegriffe waren Verantwortung und Spaß. Wie nahe die zusammenliegen, schildert Kamm, als sie vom aktuellen Abi-Scherz berichtete. Da gab es nicht nur lustige Wettstreite zwischen Lehrern und Schülern, es wurde auch eingepackt nach der Devise „Schule zu verkaufen“. Kamm erzählt, sie habe ihr Auto an jenem Tag extra abseits geparkt, es aber dennoch in Folie verpackt wiedergefunden – praktischerweise mit einer Schere dabei – sehr verantwortungsvoll, findet Kamm. Doch es geht auch um grundsätzliche Lebensphilosophien. „Sei die Veränderung, die du dir wünschst“, zitiert die Schulleiterin Mahatma Gandhi. Authentisch, ehrlich, wahrhaftig sollten die jetzt ehemaligen Schüler sein. „Bleibt in eurem Lebensplan flexibel“, rät sie. Respekt und alles Gute auch im Namen des Magistrats wünscht Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP), die verrät, sie habe bei ihrer Abiturnote „eher bei den zweiten 40 Prozent“ gelegen. Marie-Louise Sefzig-Klein, die Elternbeiratsvorsitzende, warnt mit Zitaten aus Büchern von George Orwell und Aldous Huxley vor dem Druck zum Konformismus: „Begeben Sie sich nicht in alternativlose Zwänge!“ Für den Förderverein appelliert Susanne Reichert an die Absolventen, „Greifen Sie zu den Sternen, aber nicht den nächstbesten.“ Aber dabei sollten sie auch einen Blick auf jene haben, die Unterstützung brauchen.“

Unterstützung kann auch Susanne Bacher brauchen, denn ihr großer Chor verliert mit den Schulabgängern wieder einige seiner erfahrensten Tenöre, Alt- und Bassstimmen. Sie intonieren das Schumann-Lied „Zigeunerleben“ und eine estnische Volksweise. Dafür bleibt die Schulband „Beckstage“ (nach Musiklehrer Felix Beck) erhalten. Sie lockern mit rockigen Balladen wie „Headlights“ und „It’s my life“ die Reden auf.

„Was nun?“, fragt Alexander Grathwohl in seiner Lehrerrede. Das Reifezeugnis eröffne Möglichkeiten, das Stichwort sei „Eigeninitiative“ und Mut, die Richtung zu ändern. Gerade in einer krisenhaften Zeit bestehe der Wunsch nach schnellen, einfachen Lösungen. Doch Helden seien nur Spiegel von Missständen, sagt Valerian Klein in seiner Schülerrede. Es brauche „Unterstützer, Verbesserer, Umstürzler“. Nicht nur um Leistung gehe es, sondern auch um Spaß und „das, worin wir gut sind“; darum, sich in der Gesellschaft zu positionieren. „Wir brauchen weniger Helden, sondern Leute, wie wir es sind“, forderte er unter großem Applaus seiner Mitschüler.