Von Patrick Eickhoff
Engagement für afghanische Helfer der Bundeswehr
Bad Vilbel. Mit einer Postkarten-Aktion machen die »Omas gegen rechts« auf die Situation in Afghanistan aufmerksam. Gruppen-Gründerin Angelika Ungerer und ihre Mitstreiter sammeln Spenden, um zurückgelassene Ortskräfte zu unterstützen und ihnen die Ausreise zu ermöglichen.
Es waren dramatische Szenen, die sich Mitte August am Kabuler Flughafen in Afghanistan abgespielt haben. Nach der Machtergreifung der Taliban versuchen die Menschen zu fliehen, klammern sich teilweise an startende Flugzeuge – ohne Erfolg. Es sind Bilder, die um die Welt gehen. Bilder, die Angst machen. Bilder, die großes Mitgefühl erzeugen. Auch bei Angelika Ungerer im rund 6800 Kilometer entfernten Bad Vilbel. »Stell dir vor, dir wird versprochen, dass du mitgenommen wirst, und dann wirst du einfach zurückgelassen«, sagt sie. Die Gründerin der »Omas gegen rechts Wetterau« macht dieser Gedanke traurig und wütend zugleich. Schnell steht fest: »Wir müssen helfen.« Deshalb beteiligt sich das Deutschlandbündnis »Omas gegen rechts«, zu dem auch die Gruppe aus der Wetterau gehört, an einer Postkartenaktion zugunsten der zurückgelassenen Ortskräfte. Mit einer darauf angegebenen Spendenaktion sollen die »forgotten26« – die Vergessenen 26 – und ihre Familien ihr Überleben sichern können. »Sie können sich Lebensmittel kaufen. Die Armut wird immer größer im Land«, sagt Ungerer. »Unsere Regierung sitzt das Problem einfach aus. Die Menschen haben eine Aufnahmezusage und wurden einfach sitzen gelassen. Jetzt fürchten sich sie und ihre Familien vor dem Tod durch die Taliban.«
18 000 Euro sind bereits zusammengekommen
18 000 Euro sind durch die Aktion bisher zusammengekommen. »30000 Euro sind das Ziel«, sagt Ungerer. Das wolle man bis Ende des Jahres geschafft haben. Sie steht im regelmäßigen Austausch mit Axel Steier. Er ist Gründer und Sprecher von Mission Lifeline. Der 2016 gegründete Verein aus Dresden hat sich der Seenotrettung verschrieben, stellt Rettungsmissionen von Geflüchteten auf dem Mittelmeer in den Fokus. Zudem bemüht sich der Verein um in Afghanistan verbliebene Ortskräfte der Bundeswehr.
Am Telefon berichtet Steier Angelika Ungerer von der Situation vor Ort. »Wir halten den Kontakt über Whats App, E-Mail und andere Messenger«, sagt er. Bei den »forgotten26« handele es sich samt Familienangehörigen um ungefähr 100 Leute. »Es werden jeden Tag Leute vor Ort hingerichtet und verscharrt, dass man sie nicht findet. Sie berichten von schrecklichen Dingen.«
Verschlechterung der Bedingungen
Axel Steier sagt, dass die Regierung offiziell bemüht sei. »Tatsächlich stellen wir aber eine Verschlechterung der Einreisebedingungen in den Anrainerstaaten fest.« Das Tempo sei viel zu langsam. »Es sind erst 3000 von 50 000 gerettet. So würden manche noch in den nächsten fünf Jahren auf ihre Ausreise warten.« Auf einmal müsse man Pässe vorlegen, für Pakistan ein Visum beantragen. »Alles Schritte, die es nicht einfach machen für die Ortskräfte.«
Mit der Postkartenaktion machen die »Omas gegen rechts« (ogr-wetterau@gmx.de) auf diese Zustände aufmerksam. »Wer welche haben möchte, der soll mir eine E-Mail schreiben. Ich werfe sie dann in den Briefkasten«, informiert Angelika Ungerer abschließend. »Wir hoffen, dass wir so vielen wie möglich helfen können.«