Bad Vilbel. Nach dem geplatzten Projekt des Hochregallagers der Pharmafirma Stada im Gebiet „Auf der Scheer“, ein Gewerbeplatz, gegen den die SPD – im Unterschied zu CDU und FDP – ins Feld gezogen war, suchen die Genossen jetzt einen Sündenbock außerhalb ihrer Reihen und haben ihn auch gefunden: Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). Er habe die Kehrtwende der Stada, die jetzt nicht mehr in Bad Vilbel, sondern im Umkreis von 80 km bauen will, zu verantworten und sei an dem Desaster schuld, behaupten jedenfalls SPD-Chef Udo Landgrebe und Fraktionsführer Hans Ulrich Callies.
Ihre Lesart geht so: Aufgrund einer Zusage des Bürgermeisters habe die Stada keine Notwendigkeit gesehen, einen alternativen Standort in Bad Vilbel zu suchen. Stöhr wird zudem vorgeworfen, er habe bei Stada den Eindruck erweckt, das Lager in der wesentlich vergrößerten Dimension sei mit der CDU-Mehrheit im Rücken kurzfristig realisierbar und das Unternehmen so in Sicherheit gewogen. Zudem habe er es versäumt, einen „Plan B“ in der Tasche zu haben. Das sei ein schwerer Managementfehler, so Landgrebe und Callies unisono. Und was die künftige Nutzung des Areals betrifft, schließe sich für die SPD die Einrichtung einer Tankstelle, wie das FDP-Chefin Annette Jost angeregt hatte, aus. Eine Tankstelle wäre für die Anwohner „zu gefährlich“, so die beiden Genossen. Auch wäre eine Tankstelle kein attraktives Eingangstor Nord für die Stadt und plädieren für „familienfreundliche Wohnbebauung und ein zur Friedberger Straße hin „architektonisch interessant gestaltetes Bürogebäude“ als ein „Hingucker“.
CDU-Chef Klaus Minkel wies die Vorwürfe in einer ersten Stellungnahme als haltlos zurück. Laut Minkel habe Rathauschef Stöhr bei seinem Handeln die Interessen der ganzen Stadt im Auge gehabt, die SPD hingegen habe nur an wenige Anlieger gedacht und ließ sich vor deren Karren spannen. „Nach all ihren Sabotageanstrengungen sollten die Genossen besser den Mund halten. Das Verhalten und die Aussagen der Stada AG beweisen eindeutig, dass die SPD-Variante Quellenpark reiner Mumpitz war und ist“, so Minkel im Klartext. „Langer Rede kurzer Sinn: wenige Anlieger haben gewonnen, die Arbeitnehmer der Stada AG und die Allgemeinheit haben verloren“, erklärte der CDU-Vorsitzende. (sam)