150 Jahre alt wird die SPD in diesen Tagen. Mit einer Wanderausstellung im Kurhaus beginnen auch in Bad Vilbel dazu die Feierlichkeiten.
Bad Vilbel. Die Eröffnung der Ausstellung durch die ehemalige SPD-Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, die nicht nur wegen ihrer roten Haarfarbe „rote Heidi“ genannt wird, macht deutlich, dass der SPD-Ortsverein Bad Vilbel zu einem der ältesten innerhalb der Sozialdemokratie zählt. Eigentlich ist die organisierte Arbeiterbewegung in der Quellenstadt sogar älter als die Partei selbst.
Denn während Ferdinand Lassalle den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, die heutige SPD, am 23.Mai 1863 ins Leben rief, hatte sich schon einen Monat zuvor in der Stadt der „Arbeiter-Bildungs-Verein zu Vilbel“ gegründet. Lassalles Arbeiter-Bewegung fasste erst im November 1864 Fuß in der Kleinstadt an der Nidda.
Bis 1977 regiert
Dass die Wanderausstellung der sozialdemokratischen Friedrich-Ebert-Stiftung auf ihrer Reise durch die Republik gerade in Bad Vilbel Station macht, liegt sicherlich daran, dass die Stadt auf eine lange sozialdemokratische Tradition zurückblicken kann. Wegen der Nähe zu Frankfurt wohnten hier im 19. und auch zu Beginn des 20.Jahrhunderts vor allem Arbeiter, die zu ihrer Arbeitsstätte ins nahe, aber ansonsten teure Frankfurt pendelten.
So wie in ganz Deutschland haben in der Folgezeit auch die Bad Vilbeler Sozialdemokraten alle Schicksalsschläge überwunden, wie dies der SPD-Vorsitzende Udo Landgrebe bei der Ausstellungseröffnung gestern Nachmittag betonte. Ob das die Verbote und Verfolgungen durch die Bismarckschen Sozialistengesetze waren oder die ab 1933 herrschende Nazidiktatur – sie brachte auch vielen Vilbeler Sozialdemokraten Folter, Tod und Exil. Die heutige Vilbeler SPD ist vor allem stolz auf ihre Bürgermeister und auf die vielen Ideen, die die Stadt prägten: allen voran Kurt Moosdorf, Georg Muth und Erich Glück. „Bis 1977 waren es die SPD und ihre Bürgermeister, die nach dem Krieg die entscheidenden Impulse setzten und für Infrastrukturmaßnahmen sorgten.“ Dazu zählt Landgrebe den Bau von Straßen, Schulen, Kindergärten und Sportstätten. Doch das sind nur Randaspekte der Wanderausstellung. In deren Mittelpunkt steht die lange Geschichte der deutschen Sozialdemokratie. Und dass auch sie stolz auf die zurückliegenden 150Jahre sein kann, belegen die 22 Schautafeln mit ihren Bildern. Sie erinnern an die Glanzzeiten der Partei, an Größen wie Friedrich Ebert, Willy Brandt und Helmut Schmidt, ebenso an Verfolgungen während des Hitler-Regimes. „Auch nach schweren Zeiten hat sich unsere Partei immer wieder zur alten Größe erhoben“, erinnerte Wieczorek-Zeul in ihrer Eröffnungsrede. Für sie ist es inzwischen auch an der Zeit, die Regierung in Berlin wieder zu übernehmen. Denn „Opposition ist Mist“, wie sie den oft gebrauchten Spruch Franz Münteferings zitierte.
Die Wanderausstellung „150 Jahre deutsche Sozialdemokratie“ ist bis 17. Mai im Kurhaus zu sehen: montags und freitags von 8 bis 18Uhr, dienstags, bis donnerstags von 8 bis 15 Uhr, am Wochenende von 11 bis 15 Uhr.