Bad Vilbel. Der Bad Vilbeler Christian Schnee, Jahrgang 73, veröffentlichte dieser Tage sein viertes Buch. Nach „kleinen Stadtgeschichten“ zu Wiesbaden, Frankfurt am Main und Hamburg fiel sein Auge diesmal auf Bonn. Auf 126 Seiten blättert der Historiker Schnee in „Bonn. Eine kleine Stadtgeschichte“ das Werden der Universitäts- und Beethovenstadt auf, das vor 2000 Jahren begann, als die Römer ein erstes Lager am Rhein errichteten. Persönlichkeiten wie der an der Friedrich-Wilhelms-Universität lehrende Professor und Philosoph August Wilhelm von Schlegel, sodann Karl Marx, Heinrich Heine, Adolph Kolping, Ernst Moritz Arndt oder Konrad Adenauer prägten die Stadt oder wurden von ihr geprägt. Kenntnisreich, unterhaltsam und sprachgewandt blättert Christian Schnee die Geschichte der ehemaligen Bundeshauptstadt auf, beschreibt die Historie von der Varusschlacht bis zur Jetztzeit.
Immer wieder lockert er den Text mit feinen ironischen Untertönen oder kleinen Bildungsschlenkern auf: „Nach dem Jahr 85 gab es immer weniger Öllampen in den Haushalten. Offenbar konnten sich die Menschen teures Olivenöl aus dem Mittelmeerraum nicht mehr leisten und nutzten stattdessen Kerzen und Talglampen, gelegentlich auch Kienspäne, um ihre Zimmer auszuleuchten.“
Und wer es noch nicht wusste, warum die 316 000 Einwohner zählende Stadt am Ufer des Rheins völlig zurecht Bonn heißt, der kann es ebenfalls aus diesem Buch erfahren, ist Bonn doch nichts anderes als die Abkürzung für „Bundesstadt ohne nennenswertes Nachtleben“.
„Skeptisch und erwartungsfroh“ kam Christian Schnee 2006 in jene Stadt, die er „als Verliererin der deutschen Einheit in Erinnerung“ hatte, die er lieben lernte, um sie jetzt, nach nur zweieinhalb Jahren wissender zu verlassen, getreu dem Motto des Bonn-Buches, das da lautet: „Wer die enge seiner Heimat begreifen will, der reise. Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere Geschichte“ oder auch den Autor dieser Sentenz, Kurt Tucholsky. Nahe bei Bonn leitete Schnee bis vor wenigen Tagen die Abteilung Politische Kommunikation der Konrad-Adenauer-Stiftung auf Schloss Eichholz. Nach einem Studium der Geschichte, Politikwissenschaft und Public Relation in England, Schottland und den USA war Schnee zunächst Partei- und Fraktionssprecher der CDU Hessen, später Regierungsprecher des Hamburger Senats. 2006 leitete er in Hamburg das Internationale Pressezentrum während der Fußballweltmeisterschaft. Vom Rhein und den Ufern der Nidda hat es Christian Schnee jetzt an den Fluß Severn gezogen, nämlich nach Worcester, dem Verwaltungssitz der Grafschaft Worcestershire, wo er an der Universität Public Relation unterrichten wird. (sam)
Christian Schnee: „Bonn. Eine kleine Stadtgeschichte“, Sutton Verlag, Erfurt; 126 Seiten, Preis: 12,90 €, Bestellnummer: ISBN: 978-3-86680-177-6),