Bad Vilbel. Soziales Lernen statt Mathematik, Englisch oder Deutsch hat gestern Morgen für jeweils 60 Minuten auf dem Stundenplan von 500 Schülern der John-F.-Kennedy-Schule (JFK) gestanden. Denn sie hatten sich freiwillig zur Teilnahme am Benefizlauf „Run for Help“ zugunsten der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) gemeldet.
Zu zweit und in Gruppen umrundeten die Schüler aus 26 Klassen der Stufen fünf bis zehn ihre Schule. Für jeden erlaufenen Kilometer hatten sie sich einen Sponsor gesucht. „Meine Mutter spendet 50 Cent pro Runde“, berichtete Sarah Steher. „Mein Vater gibt mir pro Runde fünf Euro“, ergänzte ihre Freundin Kirsten Huscher. Das Duo absolvierte die jeweils 1,1 Kilometer lange Strecke im Dauerlauf. An der vom DMSG-Bundesverband vor acht Jahren initiierten Aktion nahmen bisher Schüler aus 50 hessischen Schulen teil. Fünf Betroffene hätten die Schüler vor dem Lauf besucht und sie über ihr durch Multiple Sklerose (MS) geprägtes Leben informiert. „Wichtig war neben der Information zum Krankheitsbild die Vermittlung des emotional korrekten Umgangs mit an MS erkrankten Menschen“, sagte Vize-Schulleiter Peter Mayböhm.
Jeder kann MS bekommen. Meistens bricht sie im Alter zwischen 15 und 50 Jahren aus. Wissenschaftler und Ärzte kennen die Ursache nicht. Informationen aus erster Hand über die Krankheit mit den vielen Gesichtern bekamen die Schüler von Raymond Kluge aus Bergen-Enkheim, Petra Rispeler vom Heilsberg, Petra Barthel aus Linsengericht und Birgit Köhler aus Frankfurt. „Meine Krankheitsgeschichte fing 1977 im Hochzeitsurlaub an. Ich war ein guter Skifahrer und wollte einen Bogen fahren, als plötzlich meine Beine nicht mehr gehorchten“, berichtete Raymond Kluge. Ein Jahr später war seine rechte Körperhälfte taub, 1988 erblindete er innerhalb eines Tages. Heute bewältigt er weite Strecken im Rollstuhl. Wie MS-Kranke ihre Umwelt erfahren, konnten Schüler in der DMSG-Fühlstraße ausprobieren. (fau)