Bad Vilbel. Hilfsbereit, vertrauenswürdig, nett, ehrlich, lieb und freundlich. So soll ein Freund oder eine Freundin sein, finden die Schüler der Klasse 3c der Ernst-Reuter-Schule auf dem Heilsberg. Das war das Ergebnis des Kompetenztrainings, das die Bad Vilbeler Klasse im Rahmen eines interaktiven Theaterstücks mit dem People’s-Theater-Aktionsteam absolviert hat.
Das »People’s Theater«, getragen vom gleichnamigen gemeinnützigen Verein, ist ein Gemeinschaftsprojekt mit einem Trainingsprogramm zur Konfliktbewältigung, das an der Ernst-Reuter-Schule erfolgreich getestet wurde. Das Besondere daran: Die Kinder werden in das Stück einbezogen, reflektieren das Gesehene und Gehörte und suchen selbst nach Lösungen für den dargestellten Konflikt. Das fördere ihr Empathievermögen und schaffe Selbstvertrauen, etwas verändern zu können, so die Verantwortlichen des Vereins.
Erfan Enayati, Vorstandsvorsitzender des »People’s Theater«, erhofft sich davon im Laufe der nächsten Jahre einen nachhaltigen und wirksamen Effekt auf die Kinder und Jugendlichen der Stadt. Er wohnt selbst in Bad Vilbel und hat das »People’s Theater« aus Offenbach, wo es seit Jahren erfolgreich etabliert ist, in die Quellenstadt gebracht.
Nach der Auftaktveranstaltung im vergangenen Jahr nahmen und nehmen weitere Schulen in Bad Vilbel teil: die John-F.-Kennedy-Schule seit dem Frühjahr, die Stadtschule seit Mitte November und die Regenbogenschule folgt ab Januar, so Jennifer Mesbah vom People’s-Theater-Projektteam.
Finanziell unterstützt wird das Projekt von der Bürgerstiftung Bad Vilbel unter dem Vorsitz von Karl Peter Schäfer. Er und Sylvia Becker-Pröbstel, Vorsitzende des Stiftungsrats, übergaben den Projektverantwortlichen einen symbolischen Scheck und verfolgten dann gemeinsam mit Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm und Anette Schmidt vom Rotary Club Bad Vilbel, der das Projekt ebenfalls unterstützt, das Kompetenztraining der Klasse 3c zum Thema Freundschaft.
Das beginnt mit den Spielregeln, die die Schülerinnen und Schüler wie selbstverständlich umsetzen: leise sein, den anderen zuhören und Respekt voreinander haben. Im interaktiven Theaterstück steht dann Toni, gespielt von Elnura Egemberdieva, zwischen zwei Freunden: Stefan, Stanley Katabalo, mit dem sie sich am Nachmittag zum Spielen verabredet hatte, und Kevin, Lennard Guhs, der sie ebenfalls für den Nachmittag zu einer Party in sein Baumhaus einlädt. Tonis Vorschlag, ihren Freund Stefan mit zur Party zu bringen, weist Kevin brüsk ab. Der sei uncool und blöd, den wolle er nicht dabei haben. Toni ist hin- und hergerissen und weiß nicht, wie sie sich entscheiden soll.
An dieser Stelle kommen die Kinder ins Spiel. Angeleitet von Moderatorin Hella Saadun-Mohammed überlegen sie, was genau passiert ist und wie sich die drei – Toni, Stefan und Kevin – fühlen. Und sie erkennen schnell. Hier gibt es ein Problem. Ein Junge schlägt eine Lösung dafür vor und darf sie auch gleich ausprobieren: Er schlüpft in Tonis Rolle und sagt Kevin, Stefan sei viel cooler als er. »Können wir den Termin für die Party nicht einfach verschieben?«, fragt ein anderer Junge Kevin, der ebenfalls in Tonis Rolle geschlüpft ist. Als Kevin das ablehnt, entscheidet er sich als Toni dafür, am Nachmittag mit Stefan zu spielen, denn »mit dem habe ich mich zuerst verabredet«. Beide Jungs bekommen für ihren Auftritt viel Applaus von den anderen Kindern.
Mit den interaktiven Theaterstücken, die Elemente aus dem Kommunikationskonzept der gewaltfreien Kommunikation enthalten, will das »People’s Theater« die sozialen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler stärken.
In vier Modulen werden die Themen Freundschaft, Ermutigung, Ehrlichkeit und Zusammenarbeit behandelt. Mit Erfolg: »Stefan und Kevin könnten doch Freunde sein«, findet ein Schüler abschließend, und ein anderer ergänzt, »jeder ist doch so, wie er ist«.
Von Christiane Kauer