Investoren und Politiker feiern – Erschließungarbeiten starten mit Abriss
Bad Vilbel. In fünf Jahren soll die Smart City stehen. Anfang August rollte der erste Bagger an, tags drauf starteten die Erschließungsarbeiten mit dem Abriss des Geländes der ehemaligen Tiefbaufirma K.L: Schmidt und einer alten Scheune zwischen Rewe und B 3. Die Investoren der CESA um Projektentwickler Jörg-Peter Schultheis stecken 800 Millionen Euro in das futuristische Arbeitsquartier, das sie Spring Park Valley getauft haben. Es soll Bad Vilbel weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt machen.
Ab Mitte 2020 dürften im Spring Park Valley die Gebäude in die Höhe wachsen, sollte der Kreis bis dahin die Baugenehmigung erteilen. Im Grunde ist dieser Schritt jedoch nur Formsache. Sind Straßen, Leitungen und Baugrund fertig, wird auch rechtlich kein Zweifel mehr daran bleiben, was die Verantwortlichen immer wieder betonen: Dass Bad Vilbel mit diesem Projekt in bislang ungekannte Dimensionen vorstößt.
Über eine Tochterfirma investiert die Berliner Unternehmensgruppe CESA nach eigenen Angaben rund 800 Millionen Euro in das Mini-Silicon-Valley. 40 Millionen kassiert die Stadt Bad Vilbel laut Stadtrat Klaus Minkel (CDU) für das Grundstück, das an der B 3 zwischen Massenheim und Kernstadt liegt. Mehrere Tausend Menschen – bevorzugt aus der Technologiebranche – sollen dort in hochmodernem Umfeld arbeiten, wohnen und ihre Freizeit verbringen. Schon Ende 2024 soll die Eröffnung steigen.
Mehrere Partnerfirmen
Der Zeitplan sei, so wie das gesamte Projekt, ambitioniert, räumte Projektentwickler Jörg-Peter Schultheis bei seiner Rede zum symbolischen ersten Spatenstich ein. An der Gottlieb-Daimler-Allee hatte CESA einen kleinen weißen Pavillon aufgebaut. Es gab Schnittchen und bestens gelaunte Gäste aus der kommunalen und regionalen Politik sowie aus der Bauwirtschaft.
Der Bad Homburger Schultheis, der das Bauvorhaben 2014 initiierte und heute als Gesellschafter auftritt, gab sich zuversichtlich für die großen Aufgaben der nächste Monate. 2000 Mitarbeiter verschiedener Partnerfirmen von Architekten bis Fassadenbauern werden demnach an der Entwicklung der Smart City beteiligt sein. Sie arbeiten nach einem Verfahren, das stärker auf vorab erstellten Zielgrößen und späterer Eigenverantwortung fußt. »Wir wollen in partnerschaftlicher, freundschaftlicher Atmosphäre zusammenarbeiten«, betonte Schultheis. Das sieht er in gewisser Weise als wegbereitend für das gesamte Spring Park Valley, von dem er sagt: »Es soll Freude machen, zum Arbeiten dort hinzukommen.« Als Zielgruppe hat er hauptsächlich Start-ups und Firmen aus der Technologie und Entwicklung ausgemacht.
In Bad Vilbel soll seiner Idee nach von den klügsten Köpfen Europas die Zukunft mitgestaltet werden. Ein Projekt mit Vorbildfunktion für den Kontinent, wie er immer wieder anklingen ließ. »Es wird das größte Innovationshub Europas.« Wer genau in den sieben Domes des Campus‘ arbeiten wird, ist weiter unklar. Mehr als 2000 Interessenten hätten sie bislang, ließ sich Schultheis zumindest entlocken, von jungen Tech-Firmen, aber auch »größere Fische« seien dabei, die sich nach Mitarbeiterkontingenten für 400 bis 600 Menschen erkundigten.
Sation für Flugtaxis
Am Rande des Events kamen vereinzelt weitere Details zum Stand der Planungen zur Sprache: So äußerte sich der sichtlich euphorisierte Schultheis erstmals zu möglichen Mietpreisen, verriet, dass es eine Station für Flug-Taxis geben könnte und präzisierte die bisher bekannte Zahl der Wohneinheiten.
Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) sagte, es sei ein »freudiger und hoffnungsfroher Tag« für Bad Vilbel. Vom Spring Park Valley erhoffe er sich, dass es eine Strahlkraft über die Grenzen Hessens hinaus habe. Die Quellenstadt könne langfristig enorm von den entstehenden Arbeitsplätzen und dem vielfältigen Angebot profitieren. CESA sicherte er weiter die Unterstützung der Kommune zu, ergänzte aber: »Dass die Investoren die Erschließung übernehmen, ist ein Zeichen dafür, dass jetzt vieles in deren Hand liegt.«
Die Erschließung des Baugebiets ist normalerweise Aufgabe der öffentlichen Hand. CESA hat mit der Stadt aber ausgehandelt, die Erstellung der Infrastruktur selbst zu übernehmen. Die Kommune machte dafür Zugeständnisse bei kurzfristigen Planungsänderungen.
Von Alexander Gottschalk
»Domes« und Wohnungen – Spring Park Valley mit sieben futuristischen Gebäuden
Bad Vilbel. Das Spring Park Valley in Bad Vilbel wird eine Smart City, also ein Quartier, in dem innovative und zukunftsorientierte Konzepte umgesetzt werden sollen. Auf 90000 Quadratmetern Fläche entstehen sieben futuristische Gebäude, sogenannte Domes, die jeweils nach einem Thema gestaltet sind. Im Action-Dome soll es beispielsweise Sportangebote wie Paddel-Tennis und eine Kletterwand geben. Der Quiet Dome soll hingegen der Entschleunigung dienen, dort wird der Handy-Empfang fehlen. Und im Crazy-Chaos-Dome darf mit Farben an die Wände geworfen werden.
6500 Menschen sollen in der Smart City arbeiten. Feste Büroräume sind nur wenige vorgesehen, stattdessen sollen sich diese sogenannten Innovatoren aus der Tech- und Entwicklungsbranche flexibel und nach Wunsch ihren Arbeitsplatz suchen. Die Domes haben 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche geöffnet. 850 Euro pro Monat wird die Unternehmen es laut Schultheis kosten, dass einer ihrer Mitarbeiter diese modernen Coworking Spaces nutzen darf.
Arbeit, Leben, Wohnen
Zum Konzept gehört explizit die Kombination von Arbeit, Leben und Wohnen. Es soll überall WLAN und ein 5G-Netz geben. Geplant sind auf dem campusartigen Gelände außer einem zentralen Platz mit Gastronomien auch eine Kita, ein Sportstudio, ein Ärztehaus und Veranstaltungsräume. Spring Park Valley soll fast ohne Verkehr auskommen. Zu Fuß, mit dem Rad oder in einem selbstfahrenden Elektro-Auto werden sich Besucher durch den Gewerbepark bewegen können. 1500 Stellplätze für Fahrräder werden gebaut, außerdem wird es ein Parkhaus mit 3500 Stellplätzen geben. Hier ist auch ein Terminal für Flug-Taxis vorgesehen, wie Projektentwickler Jörg Schultheiß gestern enthüllte.
Alle Smart-City- Gebäude sollen großflächig begrünt werden. Ziel ist außerdem, dass die Smart City energetisch autark ist und emissionsfrei wird.
Außer einem Hotel mit 300 Zimmern wird es auch mehr oder weniger feste Wohneinheiten geben. In drei Türmen entstehen laut Schultheis insgesamt 360 private Dauerwohnungen. Zudem wird es rund 1000 Serviced-Appartements für gewerbliche Nutzer geben. Wer nur für ein paar Monate in der Smart City arbeitet, wird demnach eines der Zimmer für rund 650 Euro im Monat mieten können. (ag)