Karben. Das zitronengelbe Gefieder am Bauch der Goldammer habe ihn am meisten beeindruckt, erzählt der achtjährige Johannes, und auch an den Gesang, der als eine schnelle Folge kurzer, hoher Laute mit tieferem längeren Abschluss charakterisiert wird, kann er sich erinnern. Gemeinsam mit Mutter und Schwester hat Johannes aus Klein-Karben am Rundgang der Ortsgruppe Karben des Naturschutzbund Deutschland (Nabu) teilgenommen. Ziel war es, Gesang und Arten der heimischen Vogelwelt zu bestimmen. Der Nabu läutete bundesweit zum dritten Mal die Stunde der Gartenvögel ein.
Bis zum 13. Mai waren Bürger aufgefordert, beim Erkennen und Zählen von heimischen Vögeln mitzumachen. Die Aktion soll zum einen den Blick der Menschen für die Natur vor der eigenen Haustür schärfen. Zum anderen möchte die Naturschutzorganisation durch Auswertung der Daten einen Einblick bekommen, wie es um Anzahl und Verbreitung typischer heimischer Arten wie Amseln, Meisen, Finken, Stare und Sperlinge in den verschiedenen Regionen bestellt ist.
Mit geschärften Sinnen machten sich rund 30 Naturfreunde in drei Gruppen zum Spaziergang rund um den Klein-Kärber Friedhof auf, um sich durch fachkundige Nabu-Mitglieder erklären zu lassen, woran man die einzelnen Vogelarten erkennen und voneinander unterscheiden kann.
Bärbel Raschke ist mit ihren Kindern Katrin, Martin und Bernd gekommen, um sich Tipps für die „Stunde der Gartenvögel“ zu holen. Für Hellmut Heerde, Nabu-Mitglied und Hobby-Ornithologe aus Butzbach, ist es einfach, Vögel an ihrem Gesang zu erkennen, „denn vor allem die kleinsten sieht man ohnehin kaum“. Doch mit dieser Ansicht dürfte er, der sich seit seiner Kindheit mit Vogelstimmen beschäftigt, in der Gruppe ziemlich alleine stehen, bedarf es doch langjähriger Erfahrung, um die Vogelwelt allein durch den Hörsinn zu erkennen. Die meisten Interessierten zogen den Blick durchs Fernglas sowie ins Bestimmungsbuch vor, um festzustellen, welcher Vogel da über ihren Köpfen sein Lied trällerte. Die Schwarzdrossel, umgangssprachlich Amsel genannt, Meisen, Stare sowie Garten- und Mönchsgrasmücke ließen sich blicken oder hören. Der Gesang diene zumeist der Balz sowie dem Abgrenzen des Reviers, erläuterte Heerde. Der Zilp-Zalp mit seinem unauffälligen Gefieder wird vom Fachmann, neben dem Gesang, auch am häufigen Schlagen des Schwanzes erkannt. Er singt laut und rhythmisch, eben wie „zilp-zalp, zilp-zalp“. Die beste Zeit, um Vogelstimmen zu lauschen, sei etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang sowie eine Stunde vor Sonnenuntergang, zudem seien die Vögel bei Wind leiser als bei Windstille, erklärte Heerde. Und am Ende des Rundgangs erwartet selbst den erfahrenen Vogelfreund noch eine Überraschung, als am Feldrand plötzlich der zu den Rohrsängern zählende Feldschwirl seinen beinahe mechanisch klingenden Gesang ertönen lässt. Dieser hat größere Ähnlichkeit mit einer Grille als mit einem Vogel. „Den hätte ich hier nicht erwartet“, sagte Heerde.