Vor einer Woche haben in Hessen die Sommerferien begonnen. Und für viele Menschen ist der Sommer die Hauptreisezeit, auch wenn sie keine Schulkinder haben.
Viele verreisen, mal in die Ferne, mal innerhalb Deutschlands, und manche suchen gerade im Urlaub auch eine Kirche auf, besichtigen berühmte Dome und Kathedralen oder auch kleine Kapellen, versteckt im Wald.
Wir bewundern die großen und kleinen Meisterwerke der Architektur, Malerei oder Schnitzkunst. Aber Kirchen sind natürlich immer mehr als nur Museen vergangener Künste. Manchmal finde ich völlig unerwartet etwas, das mir einen neuen Gedanken über Gott und die Welt eröffnet. Das können Bilder sein, die mich inspirieren, manchmal auch erschrecken oder die mich neu nachdenken lassen über meine traditionellen Vorstellungen.
Da gibt es z. B. das Nagelkreuz in der Kathedrale von Coventry in England, das aus den Trümmern der Kirche als Zeichen der Versöhnung unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg zusammengesetzt wurde. Oder der Grabspruch an einer kleinen, unscheinbaren Kapelle: „Und war ich nur ein Blatt im Wind der Ewigkeit, man hat mich doch geliebt!“ Eine schwarze Christusfigur in einer Kirche in Mexiko, die mein Bild von Christus in Frage stellt. Ein Altarbild, das Christus mit einer einladenden Geste gegenüber den Verachteten und Leidenden zeigt. Oder eine grinsende Fratze am Rand einer mittelalterlichen Kirchenbank, die mahnt, den Humor nicht zu verlieren.
Ich lade Sie ein: Schauen Sie bewusst nach solchen Elementen, lassen Sie sich inspirieren mit Gedanken, die auch über den Urlaub hinaus wohltuend in den Alltag hinein wirken.
Christian Krüger,
Pfarrer in Groß-Karben