Bad Vilbel. Im Haus der Begegnung (Marktplatz 2), in dessen Räumen sich regelmäßig die Selbsthilfegruppen der Kontaktstelle Bürgeraktive, getroffen haben, ist es still geworden. Seit einem halben Jahr gelten coronabedingt verschärfte Kontaktbeschränkungen und Gruppentreffen dürfen nicht stattfinden. Aber gerade für Menschen in Selbsthilfegruppen ist soziale Distanz nicht einfach, denn die Selbsthilfe lebt vom persönlichen Kontakt, von gegenseitigem Austausch und Nähe. Was bedeutet das für die Selbsthilfearbeit in Bad Vilbel?
Rückfälle drohen
»Wir befürchten negative Folgen für die psychische Gesundheit unserer Gruppenmitglieder« warnt Sabrina Moll, Leiterin der Selbsthilfekontaktstelle und Psychologin. Für viele sind die regelmäßigen Gruppentreffen lebensnotwendig, andernfalls nehmen psychische Erkrankungen zu, Suchterkrankten drohen Rückfälle und Gruppenmitglieder leiden unter der sozialen Isolation und Einsamkeit, wird in einer Pressemitteilung der Bürgeraktive erläutert.
Aus diesem Grund können nun die Selbsthilfegruppen aus den Bereichen Suchterkrankung und psychische Erkrankung formlos einen Antrag auf Ausnahme des generellen Verbots von Gruppentreffen – natürlich bei strikter Einhaltung aller Hygienerichtlinien – beim Gesundheitsamt in Friedberg stellen.
Für alle anderen Selbsthilfegruppen gelte aber leider ein generelles Verbot, sich persönlich zu treffen. »Wir wissen, dass einzelne Gruppen wie die Anonymen Alkoholiker virtuelle Meetings abhalten, andere Gruppen sind in WhatsApp-Gruppen, per E-Mail oder telefonisch in Kontakt«, erzählt Silke Schöck, Mitarbeiterin der Selbsthilfekontaktstelle. »Auch in diesen Zeiten erreichen uns immer wieder Anfragen Interessenten, die wir beraten und oft zumindest den Erstkontakt in die Gruppen vermitteln können.«
Leider zeige sich aber immer mehr, dass Selbsthilfegruppen, die sich in den ersten beiden Monaten des Jahres 2020 gegründet hatten, es schwer haben werden, diese Corona-Zwangspause zu überstehen, da sie noch nicht zusammenzuwachsen konnten. Das werde dann wahrscheinlich einen Neustart für die betreffenden Gruppen bedeuten.
Virtueller Treffpunkt
Im Haus der Begegnung wurden bereits umfangreiche Maßnahmen getroffen, damit bei Lockerungen der Maßnahmen wieder Gruppentreffen angeboten werden können. Außerdem soll es mehr Angebote in der Natur geben, wie zum Beispiel gemeinsame Spaziergänge, eine Wander- und eine Radgruppe – nach dem Motto: nicht einsam, sondern gemeinsam.
Seit Januar bietet das Team der Bürgeraktive einen monatlichen Virtuellen Selbsthilfetreff für alle Selbsthilfegruppen in Bad Vilbel und der Wetterau an. Die Teilnehmenden haben gruppenübergreifend die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen, ihre persönlichen Fragen mit anderen zu diskutieren und sich gegenseitig Tipps zu geben, manchmal gibt es Schwerpunktthemen mit Gastreferenten.
Neuer Kurs ab 19. April
Für alle, die noch keine Erfahrungen mit digitalen Austauschformaten haben, bieten die Treffen die Möglichkeit diese Form der Kommunikation auszuprobieren. Dadurch, dass die Pandemie nun schon so lange andauert, werden die virtuellen Angebote zunehmend besser angenommen. Darum gibt es ganz neu im Programm einen virtuellen Kurs zur Progressiven Muskelentspannung. In der Videoreihe, die am 19. April startet, können unter Anleitung von Sabrina Moll Entspannungstechniken erlernt werden, um besser durch diese schwierigen Zeiten zu kommen, Anmeldungen sind ab sofort möglich.
Kontaktdaten: Die Selbsthilfekontaktstelle Bürgeraktive Bad Vilbel ist erreichbar unter Rufnummere (06101) 1384 oder per E-Mail an info@ buergeraktive-bad-vilbel.de. Im Internet ist sie unter www. buergeraktive-bad-vilbel.de zu finden sowie auch bei facebook und instagram. (zlp)