Niederdorfelden. Ein außergewöhnlich starker Regenfall im Juni vergangenen Jahres und dessen Folgen stand im Mittelpunkt der Diskussionen bei der Bürgerversammlung. Die Bürger beschäftigte vor allem die Frage, ob das in den vergangenen Jahren für viel Geld wieder auf Vordermann gebrachte Kanalnetz des rund 3500 Einwohner zählenden Ortes bei starken Regenfälle ausreicht. Die Antwort gab der Sachverständige Frank Müller: Es reicht – für den vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Normalfall. Müller betreut mit dem Ingenieurbüro Müller aus Schöneck schon seit Jahren das Kanalnetz der Gemeinde.
Wie Müller erklärte, muss das Kanalnetz eine innerhalb von zwei Jahren auftretende Belastungsspitze durch ungewöhnlich starken Niederschlag auffangen können. Da Niederdorfelden nicht über getrennte Kanalsysteme für Regen- und Schmutzwasser verfügt, sondern beide Abwässer in einem Rohrsystem zur Kläranlage geführt werden, ist der Durchmesser der Kanalrohre entsprechend großzügig ausgelegt worden. Nach den gesetzlichen Vorgaben muss ein solches Mischsystem eine Niederschlagsmenge von 7,3 Millimeter innerhalb von fünf Minuten ableiten können. Das Kanalsystem könne in dieser Zeit sogar 10,5 Millimeter abführen, sagte Müller. „Wenn es zu so einem Unwetter wie am 12. Juni 2007 kommt, bei dem über 30 Millimeter innerhalb einer halben Stunde niedergegangen sind, dann ist auch dieses System überfordert“, stellte Müller fest. Allerdings gibt es laut Statistik so einen Niederschlag nur alle 50 Jahre einmal. „Und für diesen Fall müssen die Grundstückseigentümer selber Vorsorge leisten. Da ist eine Haftung durch die Gemeinde ausgeschlossen“, betonte Müller.
In der Bürgerschaft war nach dem Unwetter, das im vergangenen Jahr viele Keller unter Wasser gesetzt hatte, wiederholt der Verdacht geäußert worden, dass durch das Neubaugebiet Auf dem Hainspiel das Kanalsystem nicht mehr ausreichen würde. Das verneinte Müller jedoch ausdrücklich.
Ingenieur Frank Müller wies darauf hin, dass viele ältere Häuser entweder noch über gar kein, oder nur über ein fehlerhaftes Rückschlagventil verfügten. „Wenn Ihnen hier ihr Keller voll Wasser läuft, dann stimmt etwas nicht mit ihrer Haus-Entwässerung“, brachte der Abwasseringenieur das Problem auf den Punkt. Selbst im ungünstigsten Falle, nämlich wenn es zu einem Unwetter käme, und die Nidder gleichzeitig Hochwasser hätte, seien die Rückhaltebecken so ausgelegt, dass kein Nidderhochwasser zusätzlich in das Kanalsystem zurückfließen kann. Damit wird Hochwasser in den Straßen verhindert. Bürgermeister Matthias Zach (Grüne) konnte die rund 70 anwesenden Zuhörer weiter beruhigen. Denn auch vom Feldbach drohe nach dem vollzogenen Um- und Ausbau des Bachbetts bei Unwettern keine Überschwemmungsgefahr mehr. (jwn)