Gastronomen-Vereinigung setzt grüne Zeichen und fordert Perspektiven
Bad Vilbel. Die Bad Vilbeler Gastronomen-Vereinigung hat am Gründonnerstag ein Zeichen gesetzt und dafür geworben, dass die Politik ihrer Branche Perspektiven aufzeigt, wann und unter welchen Bedingungen die Lokale und Restaurants wieder für Gäste geöffnet werden können.
Am Morgen des Gründonnerstags verteilt sich das Grün vom Südbahnhof aus über die gesamte Quellenstadt. Thorsten Heimerl, Besitzer der Pilsstube am Südbahnhof, nutzt seinen Hof und die Innenräume als Basislager. Nach und nach tauchen hier die vielen Gesichter der Vilbeler Gastronomie auf, rüsten sich mit Luftballons und Scheinwerfern. »Die Scheinwerfer hat uns freundlicherweise Daniel Schneider mit seinem Eventservice zur Verfügung gestellt, der es in der aktuellen Situation ja auch sehr schwer hat«, erläutert Tim Wegge, Besitzer der Genusserie in der Frankfurter Straße und Mitorganisator des stillen Protests.
Alles andere als eine Querdenker-Aktion
»Das wird keine Querdenker-Aktion heute«, stellt er klar. »Wir halten uns alle grundsätzlich an alle Maßnahmen und keiner leugnet das Virus. Aber wir halten den Umgang mit der Gastronomie für nicht mehr verhältnismäßig.« Schließlich sei mittlerweile vom Robert-Koch-Insitut belegt, dass sich dank Hygiene- und Schutzmaßnahmen nur wenige Menschen in Restaurants und Bars anstecken würden. »Wenn es dann heißt, Gastronomie wäre nicht systemrelevant, dann tut das weh. Denn für die Freizeit und den Ausgleich und als Orte, wo man einfach mal einkehren kann, wenn man unterwegs ist, sind wir sehr wohl wichtig für die Gesellschaft.«
Gegenseitige Hilfen und Unterstützung
Viel Geld hätten alle Gastronomen nicht nur in Bad Vilbel in die Hand genommen, um ihre Läden den Virus-Auflagen entsprechend umzugestalten. »Die Gastronomie hat einfach keine gute Lobby. Und jetzt sind wir seit Monaten das Bauernopfer«, meint Wegge. Bad Vilbel sei der Beweis dafür, was Gastronomen erreichen können, wenn sie sich zusammenschließen. »Seit dem ersten Lockdown unterstützen wir uns gegenseitig . Wir überlegen sogar derzeit, ob wir als Gastronomen-Vereinigung einen eigenen Verein gründen.« Man wolle an diesem Gründonnerstag die Frankfurter Straße mit grünen Ballons bestücken, das Rathaus und die Läden anleuchten. »Wir fordern grünes Licht, denn wir sind bereit, mit allen nötigen Sicherheitsvorkehrungen unsere Lokale zu öffnen«, so die Organisatoren der Aktion.
Denn lange halten die Gastronomen nicht mehr durch. Es müsse ein Weg gefunden werden, wie trotz des Virus die Gastronomie ihren Betrieb wieder aufnehmen kann. Mit Abhol- und Lieferdiensten sei es möglich, den Mitarbeiten etwas Gehalt zu zahlen – mehr sei aber nicht drin.
Es fehlen Umsatz und die Menschen
Auch Rafael Jimenez Davila vom Al-Rafa in der Frankfurter Straße holt sich grüne Scheinwerfer ab: »Ich bin ganz ehrlich, wenn wir nicht noch Feinkost-Produkte zum Verkauf anbieten würden, hätten wir die letzten Monate nicht durchgehalten.« Doch auch im Al-Rafa werden die Kunden immer weniger.
Gerrit Stank von der Escudo-Bar hat in seinem mexikanischen Restaurant und der zugehörigen Bar recht viele Mitarbeiter. Doch sein Lokal, das er zusammen mit Marcus Heydt führt, sei nach vielen Jahren in Bad Vilbel sehr etabliert, berichtet er. Zudem ist die Escudo-Bar mit mexikanischer Küche in naher Umgebung recht konkurrenzlos: »Deshalb läuft es bei uns eigentlich ganz gut. Wir halten uns mit Lieferungen und Abholungen oben, aber der Bar-Betrieb fehlt natürlich ganz stark und der menschliche Umgang mit den Gästen sowieso.«
1000 biologisch abbaubare Ballons und 40 grüne Schweinwerfer haben die Vilbeler Gastronomen am Gründonnerstag in der Stadt verteilt und hoffen darauf, dass die seit Monaten andauernden Schließungen bald ein Ende haben.