Veröffentlicht am

Segen bringen, Spenden sammeln – Sternsinger ziehen durch Rendel

Coco und Delia freuen sich über den Schein, den Dieter Partzsch in die Spendebox gibt. Foto: Pegelow
Coco und Delia freuen sich über den Schein, den Dieter Partzsch in die Spendebox gibt. Foto: Pegelow

Karben. Viele verkleidete junge Leute sind in diesen Tagen in Karben unterwegs. Sie bringen wie alljährlich den Menschen Gottes Segen in die Häuser und sammeln Spenden für einen guten Zweck. Die Gruppe, die in Rendel als Melchior, Balthasar und Caspar gelaufen ist, haben wir ein Stück begleitet.
In der Nacht hat es gefroren, die Gehwege sind noch ein wenig glatt, das Thermometer zeigt null Grad. Wenigstens schneit es nicht, als Ulrike Wagner mit drei Kindern im Bornwiesenweg aus dem Auto steigt. »Wir haben schon zwei Haushalte in Groß-Karben besucht«, teilen sie mit. Denn daher kommen sie, aber eigentlich sind sie heute in Rendel unterwegs. Dennoch: Die Bewohner haben früh angerufen und wollten noch den göttlichen Segen haben, bevor es in den anderen Stadtteil geht.
Ulrike Wagner hat mit dem zwölfjährigen Frederik, dem elfjährigen Benedikt und der fünfjährigen Delia drei fröhliche Sternsinger dabei. »Ich bin fünf und laufe zum ersten Mal mit«, sagt die Allerjüngste aus den Reihen der Karbener Sternsinger-Truppe dem Redakteur. »Mal sehen, wie lange sie durchhält«, meint Ulrike Wagner. Die Aussage hat durchaus ihren Hintergrund, denn die Gruppe will allein in Rendel an die 50 Haushalte an zwei Tagen besuchen.
LEUTE HINZUGEKOMMEN
Einen richtigen Zeitplan gibt es nicht. »Wir besuchen die, die wir schon letztes Jahr besucht haben. Aber es sind noch Leute hinzugekommen, die uns gesehen und angesprochen haben.« Und dann geht es los: Gleich im Bornwiesenweg muss die kleine Gruppe wieder abdrehen, denn zunächst kommt der spontane Besuch doch etwas ungelegen. »Wir gehen jetzt zu Frau Lazar«, gibt die Gruppenleiterin die Richtung vor. »Au ja, freuen sich Benedikt und Frederik.« Warum? »Das war mal unsere Klassenlehrerin.« Als die auch noch zu Hause ist und fröhlich die Tür öffnet, ist das Hallo groß. Denn die beiden Jungen gehen mittlerweile in die Kurt-Schumacher-Schule, sind also längst nicht mehr in der Selzerbachschule, wo Lazar unterrichtet.
Auch ihr Sohn David steht in der Tür, als Wagner auf der Gitarre zwei Lieder anstimmt und die Kinder schön mitsingen. Nach dem Segensspruch und den mit der geweihten Kreide geschriebenen Zeichen, wird noch ein wenig geplaudert, jeder erhält einen Apfel aus Lazars Garten. Schon geht es weiter. Am Tor steht Dieter Eitel und schraubt etwas fest. Auch ohne Segen und Gesang zückt er das Portemonnaie und steckt ein Scheinchen in die Spendenbox.
Dann klingelt bei Ulrike Wagner das Handy. Die zehnjährige Coco kündigt sich an und stößt zur Gruppe hinzu. Als Quintett geht es in den Gronauer Weg zum Ehepaar Partzsch. Auf dem Weg dorthin erzählen die jungen Sternsinger, dass sie sich durch das Anschauen einer DVD über die diesjährige Aktion informiert haben. »Es geht um körperlich und geistig behinderte Kinder in Peru«, wissen sie. Ulrike Wagner sagt, dort würden in einem Projekt die Talente der Kinder gefördert. Und dieses Projekt werde durch die Spendenaktion unterstützt. »Wir wollen dort helfen«, sagen Frederik und Benedikt.
Dann ist die Truppe am Haus von Adolfine und Dieter Partzsch. »Wir bekommen jedes Jahr Besuch von den Sternsingern. Es bedeutet uns sehr viel, wenn wir den Segen Gottes zu Anfang eines Jahres erhalten«, sagen die beiden Senioren. Im warmen Wohnzimmer singt das Quintett zwei Lieder, sagt die Segenswünsche. Im Flur wird die Segensformel auf die Zwischentür geschrieben. Entlassen wird die Gruppe aber noch nicht, denn sie dürfen sich noch Süßigkeiten nehmen.
VIELE SIND ZU HAUSE
Gegenüber ist nur Zeit für ein Lied. Aber auch dort gibt es außer der Spende noch was obendrauf, etwas Salziges. Auch an weiteren Haustüren wird geklingelt, die Gruppe ist überrascht, dass viele zu Hause sind und ihre Türen öffnen. Die hölzerne Spendenbox wird bis zur Mittagspause immer voller. Dann noch ein zweiter Versuch am Anfang des Bornwiesenwegs. Jetzt öffnet Hildegard Schnierle die Tür, freut sich, dass die Gruppe ihre Lieder in den kleinen Flur quasi hinein singt und die Segensformel an den Hauseingang schreibt.
Kurz danach geht es zum Essen und eine Stunde Aufwärmen. Nachmittags werden weitere Haushalte besucht. Für den frühen Abend hat sich die Gruppe noch ein besonderes Ziel ausgesucht, die Gaststätte Hock. »Das machen wir immer freitags. Samstags ist das nicht so günstig«, weiß Wagner. Und Frederik sagt, warum man dort hingeht: »Da sammeln wir natürlich bei den Gästen.«