Bad Vilbel. „Das Gebäude wird ein Traum“, schwärmt der Niederländer. Mehr noch als über das hochwertige Haus, das die Bad Vilbeler Stadtwerke bauen und an die Schule vermieten, freut er sich allerdings über die Resonanz bei interessierten Eltern. 550 Kinder seien angemeldet, davon 370, die im Alter zwischen sechs und 15 Jahren ab September in den Klassenstufen eins bis neun die Schulbank drücken.
„Ein großer Anfang“, stellt Zijlstra fest, den er in diesem Ausmaß nicht erwartet hätte. Allerdings hat er hervorragende Informationsarbeit geleistet: „Ich hatte etwa 500 jeweils einstündige Gespräche.“ Sehr viele Anmeldungen gebe es aus Bad Vilbel und insbesondere aus Dortelweil, aber auch aus Friedberg und Bad Homburg.
Allein für die fünfte Klasse, die an der Europäischen Schule noch zur Grundschule zählt, müssten drei Gruppen gebildet werden. Dennoch seien auch die Schüler einer Gruppe nur wenig zusammen, da sie in verschiedenen Fächern in unterschiedlichen Sprachen unterrichtet werden sollen, erklärt der Schulleiter.
„Das wichtigste Fach für jedes Kind ist der Unterricht in der Sprache, die in seiner Familie dominant ist“, macht Zijlstra deutlich. Denn die Sprache sei ein Teil der Identität eines Menschen. Der Europagedanke bedeute nicht Gleichmacherei über alle nationalen Grenzen hinweg, sondern das Gegenteil: „Der europäische Bürger basiert auf seiner nationalen Identität. Das ist die europäische Dimension.“ Das bedeute für deutsche Kinder, dass Deutsch ihr Hauptfach bleibe und der Mathematikunterricht ebenfalls in Deutsch stattfinde. Als zweite Fremdsprache, die täglich auf dem Stundenplan stehe, werden für alle Schüler Deutsch, Englisch oder Französisch angeboten. Das führe dazu, dass die Schüler nach zwölf Jahren in ihrer zweiten Sprache Muttersprachenniveau erreichten. „Meine Tochter, die in Belgien und Deutschland in einer niederländischen Klasse war, studiert heute in Großbritannien zusammen mit einheimischen Kommilitonen Englisch“, plaudert der Rektor aus der Familie.
Die zweite Fremdsprache sei auch deshalb wichtig, um eine gemeinsame Kommunikationsbasis an der Schule zu haben. Besonders wichtig sei das in der wöchentlichen „Europäischen Stunde“, bei der alle Grundschulkinder bunt gemischt Sport, Theater oder sonst etwas, was Spaß bereite, machten. Diese vielfältige Differenzierung bei gleichzeitiger Wahrung der eigenen Gruppe als „sicherer Anlaufhafen“ lasse die Gestaltung des Stundenplans zu einer „intellektuellen Herausforderung“ werden.
Lehrerin aus Mexiko
40 Lehrer treten am 4. September in Dortelweil ihren Dienst an. Es sei nicht allzu schwer, geeignete Persönlichkeiten zu finden, obwohl hohe Anforderungen gestellt würden. Großer Wert werde auf Auslandserfahrung, internationalen Hintergrund und gute Englischkenntnisse gelegt.
Den Großteil des Kollegiums stellten Lehrer für die deutsche Sektion, die im Ausland tätig waren. So komme beispielsweise eine Grundschullehrerin von einer deutschen Schule in Mexiko. Weitere Lehrer wechselten von anderen Europäischen Schulen.
Zwei oder drei Lehrer leben laut Zijlstra bereits in Bad Vilbel, einige zögen um, wie etwa eine Lehrerin aus Irland. Sogar von Eltern, die ihren Wohnsitz an den neuen Schulort ihrer Kinder verlegen wollten, hat der Rektor gehört. „Die Einwohnerzahl könnte durch uns leicht steigen“. Der Niederländer lacht. Das Schulgebäude ist fast fertig. An der Dämmung und Verschalung in Mensa und Aula wird noch gearbeitet, der eine oder andere Fußboden wird geklebt, das Stäbchenparkett in der Schulbibliothek fertig gelegt, die Verglasung an den Treppen in der Eingangshalle vollendet. An manchen Stellen surren schon Staubsauger beim Saubermachen.
Weitere Absichten
Auf dem Schulhof wird planiert und gepflastert. Die großen Naturstein- und Betonstufen im leicht ansteigenden Gelände warten darauf, besetzt zu werden. In Gedanken ist Zijlstra bereits viel weiter, wenn er vom biologischen Landschaftsgarten erzählt, der im oberen Bereich angelegt werde, von einer Vier-Feld-Turnhalle, die nächstes Jahr unterhalb der Wohnhäuser im Lupinenweg gebaut werde, und von der Grundschule, die 2014 folgen solle.