Karben. Daniela Beaheciu aus Italien ist mit fünfzehn Mitschülern des Wirtschaftsgymnasiums Antonio Gramsci aus Padua gekommen, um eine Woche lang in der Karl-Schumacher-Schule mehr über das deutsche Schulsystem zu erfahren. Im April werden 16 Karbener Gastgeber den Gegenbesuch machen und in die Universitätsstadt am Rande der Poebene fahren.
„Ein Austausch motiviert unheimlich“, sagt die Italienischlehrerin Anna Curto. Sie organisiert und begleitet den Austausch mit der italienischen Schule. „Ein Glücksfall“, meint sie, denn es sei nicht einfach, einen Schulpartner zu finden. Curto unterrichtet Schüler der Klassen zehn und elf, die Italienisch als dritte Fremdsprache gewählt haben. Vor einem Jahr hat sie das E-Learning Projekt „Schulvergleich“ mit ihren Schülern begonnen und das Internet dient als Forum und Kommunikationskanal. Ihre Lerngruppe hat den Auftrag, die KSS zu präsentieren, ein Video über den Schulalltag zu drehen und es dann in den virtuellen Klassenraum zu stellen. Dasselbe machen die italienischen Schüler von ihrer Schule.
Praktischen Anschauungsuntericht, wie es an einer deutschen Schule zugeht, erleben die sechzehn italienischen Schüler derzeit in Karben. So wie im Musikunterricht der Klasse 10. 28 Schüler drängen sich in den Fachgruppenraum und es wird noch enger, als sich die fünf Gastschüler Daniela, Eros, Giulia, Anna und Wanny dazu gesellen. Sie dürfen sich vorstellen, meistern das in perfektem Deutsch. Als einer sagt, dass er noch nie deutsche Lieder gehört hat, lässt Lehrer Gerd Hempel flugs „Songbücher“ austeilen.
Leichtes Stöhnen in der Klasse, Augenrollen und Füßescharren, aber es hilft nichts, die Lieder wollen gesungen werden: „Probier’s mal mit der Gemütlichkeit“ aus dem Dschungelbuch und „Er gehört zu mir“ von Marianne Rosenberg“. Das Klavierspiel des Lehrers ist laut und energisch, die Stimmlage der Sechzehnjährigen dagegen verhalten bis schüchtern, aber zum Schluss kommt doch etwas Schwung hinein. Die fünf aus Italien staunen nicht schlecht. Zuvor hatte Eros bekannt: „Wir haben gar keinen Musikunterricht!“
Doch nicht nur der Fächerkanon unterscheidet sich: „Die Unterrichtszeiten sind so kurz“, wundert sich Eros, denn sie haben Unterricht ohne den 45-Minuten-Rhythmus, ohne ständige Pausen und ohne Raumwechsel. Fünf Stunden Deutsch lernen sie in der Woche, als Fach wählten sie es, weil es eine „schöne und schwere“ Sprache ist und weil sie Verwandte im deutschsprachigen Ausland haben.Dass es neben Schule und Unterricht noch andere Vergnügungen in Karben gibt, haben die italienischen Schüler schnell gelernt: „Die Würstchen schmecken gut und ich habe Apfelwein getrunken“, sagt Daniela (18) und freut sich über Ausflüge nach Frankfurt und Bad Homburg. Die deutsch-italienische Verständigung klappt reibungslos: „Heute Abend in der California-Bar!“, heißt es auf dem Gang.