Bad Vilbel. Tanja (15) strahlt über das ganze Gesicht. Ihr Praktikum in der städtischen Gärtnerei in Dortelweil hat ihre Erwartungen voll und ganz erfüllt: „Ich kann einfach keinen Bürojob machen, ich muss draußen arbeiten. Gärtnerin ist mein absoluter Traumjob“, freut sich die Schülerin der Brunnenschule. Gemeinsam mit zehn anderen Schülern stellte sie ihre Praktikumsarbeit vor.
Im Zentrum stand jeweils die kurze Beschreibung eines typischen Arbeitstages in den Betrieben, deren Bandbreite von Friseurbetrieb über Einzelhandel bis zum Malerbetrieb reichte. Die 15-jährige Isabell, die ihr Praktikum in der Küche des Seniorenzentrums Heilsberg absolviert, hat ihre Wand mit Fotos aus der Küche, einem Wochen-Speiseplan und der in einer Groß-Küche unerlässlichen Hygiene-Haube dekoriert. In der Praxis macht ihr das Kochen am meisten Spaß. „Ich durfte schon Fleisch und Kartoffelpuffer braten“, erzählt sie voller Stolz. Weniger beliebt ist hingegen das Putzen. Werner Renner (61), der Koch des Seniorenzentrums, ist zufrieden mit Isabell: „Natürlich macht sie uns durch ihre Unerfahrenheit auch Arbeit. Aber es ist schön zu sehen, wenn sie das, was man ihr beibringt, beim nächsten Mal gleich umsetzt.“ Klassenlehrerin Sabine von Trotha bedankte sich für den ehrenamtlichen Einsatz der Betriebe: „Sie investieren viel Zeit, um die Schüler zu unterstützen, auch über deren Arbeitszeit hinaus.“
Ein Jahr lang dauert das Praktikum der Neuntklässler, ein weiteres schließt sich in der zehnten Klasse an. Die Praktika dienen den Schülern dazu, sich Gewissheit über die spätere Berufswahl zu verschaffen. Tugba (15), deren Stellwand mit Kosmetikprodukten und Schleifen liebevoll verziert ist, und die im Drogeriemarkt „am liebsten Ware auszeichnet“, hat bereits das Angebot für einen Ausbildungsplatz in der Tasche. Doch sie hält sich noch weitere Optionen offen: „Toll wäre das schon, aber Friseuse ist mir eigentlich noch lieber. In jedem Fall irgendetwas mit Schönheit“, sagt sie. An drei Tagen in der Woche haben die Praxis-Schüler Unterricht, zwei Tage verbringen sie in Betrieben.
„Für die Schüler ist es anstrengend, sechs Stunden zu arbeiten. Das Praktikum fordert sie, vor allem, da sie nicht mehr im Verband mit Gleichaltrigen sind. Aber viele blühen regelrecht auf und bewähren sich“, berichtet Klassenleiterin von Trotha. Auch der 14-jährige Jan, der eben noch so verlegen neben seiner Stellwand gestanden hat, wird zusehends selbstbewusster, wenn er von seinem Praktikum in der Gärtnerei erzählt. Nur manchmal gibt es Ärger mit dem Chef, sagt er. „Wenn ich mit den Händen in den Hosentaschen dastehe, meint er, das sei Faulheit, dabei habe ich nur kalte Hände.“