Karben. Der Sozialverband VdK versteht sich als Anwalt der kleinen Leute und bezieht deutlich Stellung zu gesellschaftspolitischen Veränderungen, die seine Klientel betreffen. Das wird auch bei der Jahreshauptversammlung des Ortsverbandes deutlich.
„Auch im Jahr 2010 sind Begriffe wie Verlässlichkeit, Solidarität, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft keineswegs altmodisch. Vielmehr führt das Leben dieser Werte unseren VdK zum Erfolg“, sagt Vorsitzende Ellen Benölken zur Begrüßung. Der VdK konnte in Karben im vergangenen Jahr auf 60 Jahre aktives Engagement für Behinderte, chronisch Kranke und sozial Schwache zurückblicken.
„Mit 1,4 Millionen Mitgliedern sind wir der größte Sozialverband Deutschlands. In Hessen haben wir 220 000 und in Karben derzeit 509 Mitglieder“, erklärt Benölken.
Vor rund 40 Mitgliedern zeichnet sie ein kritisches Bild der gegenwärtigen sozialpolitischen Lage in Deutschland. So müssten im Gesundheitswesen die Patientenrechte gestärkt und die Leistungen der Krankenversicherungen durchschaubarer sowie nachvollziehbarer werden, fordert Ellen Benölken.
Sie hatte Ende 2009 das Amt der Vorsitzenden übernommen, nachdem es Hans-Jörg Hoeboer aus gesundheitlichen Gründen abgegeben hatte.
Der VdK berate nicht nur seine Mitglieder, etwa in Fragen des Sozialrechts. Bei Bedarf würden diese durch ehrenamtliche Betreuer auch am Krankenbett besucht und selbst auf ihrem letzten Weg begleitet, so Benölken. „Wir brauchen Verstärkung bei den ehrenamtlichen Betreuern“, appelliert sie.
Sie dankt Mitgliedern für langjährige Treue und blickt auf Aktivitäten im vergangenen Jahr zurück, etwa die 60-Jahr-Feier sowie Ortsbegehungen mit dem Schwerpunkt der Barrierefreiheit. An dem Thema bleibe der VdK dran, versichert sie.
Zwecks persönlicher Beratung müssten die Mitglieder derzeit nach Friedberg zur Kreisgeschäftsstelle fahren. Das solle sich ändern, „so möchten wir auf lange Sicht auch wieder Beratungen in Karben durch geschulte Mitglieder anbieten können“, erklärt Benölken.
Sozialdezernent und Stadtrat Jochen Schmitt (SPD) ruft den VdK auf, sich in die Diskussion um den Fortbestand des städtischen Pflegedienstes einzumischen. „Ich würde mir wünschen, dass sich der VdK für den Erhalt des Pflegedienstes ausspricht. Dessen Defizit ist von 100 000 Euro auf 39 000 Euro gesunken, und wir sollten die Betreuung der pflegebedürftigen Menschen nicht nur dem ASB überlassen.“
Es habe ihn betroffen gemacht, dass Mitarbeiter des Pflegedienstes abqualifiziert worden seien, sagt Kassenführer Werner Marburg. „Die Kritiker sollten mal einen Tag lang die Pflegerinnen begleiten, so wie ich es getan habe. Dann bekommen sie einen Eindruck von deren anspruchsvoller Arbeit“, sagt Marburg. (kre)