Verrückt! Karbens schlimmster Schleichweg soll zu einer schicken Asphaltpiste ausgebaut werden. Was die Klein-Karbener erstmal ungläubig aufhorchen lässt, hat einen guten Grund – den alle Karbener bereits spüren.
Karben. Da machen die Ortsbeiratsmitglieder und die Besucher plötzlich große Augen, als Karbens Erster Stadtrat Otmar Stein (CDU) diesen Vorschlag macht: „Wir empfehlen, den Schotterweg zu asphaltieren.“
„Der Weg“ ist jene Feldwegverbindung, die sich in den vergangenen Jahren zum schlimmsten Schleichweg in Karbens Stadtgebiet entwickelt hatte. Reichlich Autos, Transporter und sogar Kleinlaster nutzen den Schotterweg am Wertstoffhof und dem Obst- und Gartenbauverein vorbei zwischen Diesel- und Dortelweiler Straße.
Der Schotterweg ist eine schnelle Verbindung zwischen Gewerbegebiet und Klein-Karbener Ortskern – aber auch eine illegale. Besonders während der Hauptverkehrszeiten, wenn sich die Autos Stoßstange an Stoßstange auf der Homburger Straße stauen, spart die Strecke viel Zeit.
Stadtpolizei soll ran
Seit Jahren aber sucht der Ortsbeirat nach wirksamen Möglichkeiten, den Schleichweg zu blockieren. Die Durchfahrt der Dortelweiler Straße ist schon per Schranke versperrt.
Allerdings: Selbst die tiefen Schlaglöcher auf dem Schotterweg hielten die Autofahrer jedoch nicht auf. Dreist fuhren sie sich in den benachbarten Acker eine Fahrspur hinein. Bis Landwirt Sebastian Mager das mit einer tiefen Erdfurche vor kurzem unterband. Bei einer Ortsbegehung vor wenigen Wochen hatten die Ortsbeiratsmitglieder beratschlagt, wie sie den Schleichweg sperren, den Verkehr unterbinden können. Landwirte und Feuerwehr sollten dabei weiterhin durchkommen.
Also vielleicht eine Sperre, die große Fahrzeuge überwinden können, aber keine Autos. „Zu gefährlich“, warnt Stadtrat Stein vor dieser Lösung mit längs zur Fahrtrichtung ausgerichteten Betonschwellen. Auch stemmt sich die Fachabteilung im Rathaus dagegen, die Dortelweiler Straße wieder ganz regulär zu öffnen.
Die dadurch angelockte Verkehrsmenge verkrafte der Ortskern in Klein-Karben nicht. Stattdessen kommt nun die völlig unerwartete Empfehlung aus dem Rathaus: Für 38 000 Euro könne 2017 oder 2018 der Feldweg zwischen Dortelweiler Straße und Wertstoffhof „ordentlich gemacht“ werden. Sprich: Er würde auf seine ursprüngliche Breite zurückgebaut und asphaltiert werden – so wie der verlängerte Ulmenweg, samt je 20 Zentimeter breiter Bankette. Danach solle die Stadtpolizei das Durchfahrverbot regelmäßig kontrollieren, sagt der Erste Stadtrat.
„Aber damit locken wir doch den Verkehr noch mehr an“, äußert sich Ortsvorsteher Reinhard Wortmann (CDU) verblüfft. Genau damit aber rechnet Stadtrat Otmar Stein nicht. Denn die Eröffnung der Nordumgehung Groß-Karben vor etwa zwei Wochen sei auch auf dem Klein-Karbener Schleichweg deutlich spürbar. „Man kommt jetzt zügig durch die Homburger Straße und muss nicht mehr durch die Felder fahren“, beurteilt Stein die neu entstandene Lage.
Man kommt flott durch
Stimmt, bestätigt Ortsvorsteher Wortmann. Die Zahl der illegal fahrenden Autos habe auf dem Feldweg spürbar abgenommen.
Die anderen Ortsbeiratsmitglieder nicken. „Über die Homburger kommt man jetzt immer flott durch“, bestätigt einer der Besucher der Sitzung am Mittwochabend in der Gaststätte „Zur Ludwigshöhe“.
„Die Nordumgehung entzerrt alles“, freut sich Otmar Stein. Er geht sogar noch einen Schritt weiter: Wenn nun der Druck weg sei, lohne es sich, über die übrigen Regelungen nachzudenken, die Schleichwege blockieren sollen. Über die Jahre waren diverse, teils temporäre Sperrungen entstanden, zum Beispiel in der Uhlandstraße und in der Elisabethenstraße. (den)