Es ist offiziell: Mit Schleenbäcker, dem seit 56 Jahren in Bad Vilbel ansässigen Traditionsgeschäft, schließt ein weiterer inhabergeführter Fachbetrieb.
Bad Vilbel. Vor nicht ganz zwei Jahren hat die Familie Schleenbäcker ihr Geschäft in der Stadtmitte neu aufgestellt und sich weitgehend auf den Verkauf von Spielwaren konzentriert. Während der Schlüssel- und Gravurdienst beibehalten blieb, gab es bereits nach der Neuausrichtung keine Elektrogeräte und Haushaltswaren mehr, für die Schleenbäcker jahrzehntlang bekannt war. Ende Juni sollen nun generell die Ladentüren geschlossen bleiben.
Trotz immenser Anstrengungen, persönlichem Engagement und viel Leidenschaft sei es nicht gelungen, mit den unterschiedlichen Sortimenten genügend Kunden zum Einkauf in dem Traditionsgeschäft zu überzeugen, teilt Prokurist Thorsten Schleenbäcker auch im Namen seiner Eltern Klaus-Jürgen und Christa Schleenbäcker in einer Presseerklärung mit.
Der Strukturwandel im Handel habe zum Sterben der Fachgeschäfte geführt. Die Einkaufszentren mit ihren Filialisten sowie der stark zunehmende Einkauf per Internet, „entziehen dem ortsansässigen, kleinen Einzelhandel die nötigen Umsätze“, führt Schleenbäcker als Erklärung für diese Entwicklung an. Zwar werde oftmals die Schließung der kleinen Läden sowie die zunehmende Uniformität der Geschäfte in den Innenstädten beklagt, aber selbst „die klagenden Kunden kaufen letztendlich doch in sehr großem Umfang“ bei den großen Filialketten und im Online-Handel ein. Die Unterstützung des kleinen Händlers vor Ort bleibe meist nur guter Vorsatz, der „dann aus vielerlei Gründen doch nicht in die Tat umgesetzt wird“, lautet Schleenbäckers Schlussfolgerung. Die Entwicklung, dass Fachgeschäfte „von einer beachtlichen Zahl der Verbraucher nur mehr als Show-Room“ für spätere Bestellungen über den Online-Handel wahrgenommen werde, sei wohl nicht mehr umkehrbar.
Schleenbäcker ist Anfang dieses Jahrhunderts selbst ins Online-Geschäft eingestiegen und ist damit einige Jahre gut gefahren. Dann wurde der Preiskampf der Internetgiganten für kleinere Beteiligte ruinös, so dass auch Schleenbäcker im Sommer 2009 diese Sparte wieder aufgab.
Nun – fünf Jahre später – geht auch insgesamt eine Firmentradition zu Ende. Kurt Schleenbäcker hatte das Geschäft 1958 in Bad Vilbel als Eisenwarenhandlung gegründet. Klaus-Jürgen und Christa Schleenbäcker hatten sich als Nachfolger mit neuen Sortimenten und Bereichen den sich veränderten Bedingungen angepasst. Ihr Sohn Thorsten war seit Jahren als Vertreter der dritten Generation in die Geschäftsführung einbezogen worden. Vor zwei Jahren war mit der Konzentration auf die Spielwaren ein neuer Versuch unternommen worden, die Zukunft des Geschäftes zu sichern. Nun sahen sich die Schleenbäckers jedoch gezwungen, die Reißleine zu ziehen. (hir)