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Schildbürgerstreich

Neue Straße führt bald ins Nichts – Main-Kinzig-Kreis blockiert mögliche Vereinbarung

Ausbau-Ende der Karbener Nordumgehung: Hier geht die Kreisstraße in die Holperpiste nach Nidderau über. Wird die Umgehung Ende 2016 komplett eröffnet, soll hier kurz darauf wieder gesperrt werden, um die marode Kreisstraße K 246 zu sanieren. FDP-Abgeordneter Hahn findet, das sei ein Schildbürgerstreich. Foto, den
Ausbau-Ende der Karbener Nordumgehung: Hier geht die Kreisstraße in die Holperpiste nach Nidderau über. Wird die Umgehung Ende 2016 komplett eröffnet, soll hier kurz darauf wieder gesperrt werden, um die marode Kreisstraße K 246 zu sanieren. FDP-Abgeordneter Hahn findet, das sei ein Schildbürgerstreich. Foto, den

Ein seltsames Schauspiel droht in Karben: Wohl kurz nachdem Ende 2016 die Nordumgehung eröffnet wird, dürfte sie zu einer Straße ins Nichts werden. Denn tatsächlich soll just dann die Anschlussstraße nach Nidderau saniert und dabei gesperrt werden. Was für ein Schildbürgerstreich!

Karben. Er ist ein Polterer, und nicht selten hat der Bad Vilbeler Landtagsabgeordnete Jörg-Uwe Hahn (FDP) mit seiner Kritik einfach Recht. Dass die Kreisstraße K 246 zwischen Karben und Nidderau nicht zeitgleich mit dem Bau der Karbener Nordumgehung saniert wird, bezeichnet Hahn als „einen nicht zu entschuldigenden Schildbürgerstreich“. Denn, inzwischen ist es amtlich: Wird Karbens 20 Millionen Euro teure Umgehung Ende nächsten Jahres eröffnet, wird sie schon kurz danach ins Nichts führen. Denn just ab 2017 will der Main-Kinzig-Kreis die holprige Anschlussstrecke dann angehen.

Die Befürchtung, dass genau diese absurde Situation droht, hatte die Bad Vilbeler Neue Presse (Lokalausgabe der Frankfurter Neuen Presse) schon am 14. August 2014 und titelte: „Nordumgehung ins Nichts?“ Denn bereits bei der Übergabe des Förderbescheids des Landes für den ersten Teil der Nordumgehung deutete sich der Schildbürgerstreich an. Dabei hatte das Land, das die Straßenbauarbeiten der beiden Kreise koordiniert und erledigt, in den Jahren auf Nachfrage zuvor stets betont, dass die Sanierung natürlich passend abgestimmt werde.

„Für 2017 eingeplant“

Sprich: Zur Eröffnung der Nordumgehung werde auch deren Anschlussstraße fertig sein. 2014 aber wurde klar, dass die beiden Landkreise Wetterau und Main-Kinzig die Millionen für die Sanierung noch nicht eingeplant hatten. Und ohne diese Gelder gibt’s auch kein Landesgeld.

Das ist bis heute nicht beantragt – worüber FDP-Mann Hahn stocksauer ist. „Ich fordere die beiden zuständigen Landräte, Joachim Arnold und Erich Pipa, auf, dafür Sorge zu tragen, dass ihre Gebietskörperschaften nunmehr kurzfristig gegenüber dem Land die Fördermaßnahmen anmelden“, hat Hahn den beiden SPD-Politikern geschrieben. Das müsse bis Herbst 2015 erfolgen, wenn denn wenigstens 2016 gebaut werden solle.

Bloß: Das soll es gar nicht, geht es nach dem Main-Kinzig-Kreis. „Die Baumaßnahmen sind für das Jahr 2017 eingeplant“, sagt Landrats-Sprecher Frank Walzer. Schon im April schob er den Schwarzen Peter aus dem Gelnhäuser Kreishaus nach Wiesbaden weiter: Ohne Förderbescheid vom Land werde kein Geld bereitgestellt.

Bloß: Ohne, dass die Kreise das Geld bereitstellen, fließt vom Land kein Geld. Doch Walzer schränkt weiter ein: Gebaut werde selbst 2017 nur „vorbehaltlich der Gewährung der Landesmittel“.

Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) fürchtet laut Hahn, dass noch nicht einmal 2016 eine verbindliche Aussage getroffen werden könne. Denn die Landkreise hätten ihre Aussagen bisher nicht gegenüber der Landesstraßenbaubehörde „Hessen Mobil“ gemacht.

Besonders gefährlich

Doch zumindest der Wetteraukreis hat reagiert: Nach dem FNP-Bericht von 2014 hatte Landrat Arnold das Geld für 2015 im Kreis-Etat untergebracht. Das wird nun in diesem Jahr für andere Straßenprojekte verwendet. „Es macht keinen Sinn, dass wir nur auf unserem Abschnitt anfangen“, erklärt Arnolds Referent, Matthias Flor.

Aber erst 2017 oder noch später zu bauen, wie es sich die Nachbarn wünschen, „das ist uns zu spät“, sagt Flor. Gespräche zwischen beiden Landräten darüber seien „nicht erfolgreich“ verlaufen.

„Keiner der beteiligten Landräte kann sich aus der Verantwortung herausreden“, sagt Abgeordneter Hahn. „Allein aufgrund der Untätigkeit und der Uneinigkeit zwischen den Kreisen Wetterau und Main-Kinzig“ gebe es nun eine „nicht vernünftig nutzbare Verbindung zwischen zwei fertigen neuen Umgehungsstraßen“. Die schmale Holperpiste mit ihren abgebrochenen Fahrbahnrändern berge „gerade in der Hauptverkehrszeit eine besondere Gefährlichkeit für alle Beteiligten“.

Sollte ab 2017 gebaut werden, dauern die Arbeiten an der 4,8 Kilometer langen Strecke zwischen Groß-Karben und Heldenbergen eineinhalb Jahre lang. In dieser Zeit helfen die neuen Umgehungen in Nidderau und Karben den Pendlern wegen der Sperrung nicht. Dann müssen sie über Bad Vilbel ausweichen. Wo schon heute die Staus jeden Tag die Nerven Tausender Menschen zermürben. (den)