Friedberg. „Wir leben in einem der sichersten Landkreise Hessens.“ Mit großer Zufriedenheit hat der Wetterauer Polizeichef Alexander König dieser Tage die Kriminalstatistik fürs vergangene Jahr vorgestellt. Ergebnis: Die Kriminalität bleibt auf niedrigem Niveau, lediglich die Zahlen der Wohnungseinbrüche steigen wieder leicht an. Schwerpunkte sind Bad Vilbel und Karben.
Es ist gegen Abend, das Tageslicht schwindet. Der Vater schließt die Tür des Eigenheims in Rosbach auf, die Kinder stürmen in den Flur. In diesem Moment bemerken Kinder und Eltern zwei Schatten im Wohnzimmer. Einbrecher! Nach einem Schreckmoment sehen die Rosbacher noch, wie die Langfinger durch die aufgebrochene Terrassentür verschwinden. 339-mal haben Einbrecher im vergangenen Jahr Wohnungen in der Wetterau heimgesucht. Nach zehn Jahren zurückgehender Zahlen bedeutet das zum ersten Mal wieder einen Anstieg um 17 Prozent von zuletzt 264 Fällen.
„Das muss uns nicht beunruhigen“, sagt zwar der Wetterauer Kripochef Björn Gutzeit – Mitte der 1990er-Jahre verzeichneten die Beamten schließlich noch mehr als 1000 Wohnungseinbrüche pro Jahr. Doch „die Taten haben oft dramatische Folgen für die Opfer“, berichtet Jürgen Klein, der Leiter des Einbruchskommissariats. Über den jeweiligen Sachschaden hinaus führten Einbrüche oft zu psychologischen Problemen für die Opfer. „Im Rosbacher Fall zum Beispiel können die Kinder bis heute nachts noch nicht wieder schlafen“, erzählt Jürgen Klein. Neben den Ermittlungen müssten die Polizisten auch psychologische Betreuung für die Familie schultern.
Das Wetterauer Plus bei den Wohnungseinbrüchen folge dem Trend in ganz Hessen, berichtet Jürgen Klein. „Es ist aber schwer zu klären, ob sich Täter nun besonders auf Hessen und die Wetterau konzentriert haben.“
Ursache für die im Jahresvergleich angestiegenen Zahlen sei das Ausbleiben des üblichen Sommerlochs gewesen: Normalerweise gingen die Fallzahlen während der hellen Monate um bis zur Hälfte zurück. Nicht so 2009, erläutert Jürgen Klein. Das Phänomen habe sich in den umliegenden Bereichen Frankfurt, Hochtaunus und Main-Kinzig ähnlich gezeigt. Im November dann verdoppelten sich die Einbruchszahlen – worauf die Wetterauer Polizei mit verstärkten Streifenfahrten reagierte. „Das zeigte sofort Wirkung.“
Schwerpunkte der Delikte sind Bad Vilbel und Karben. Nicht selten schickten Banden Gruppen von Kindern und Jugendlichen auf Einbruchstour, berichtet Jürgen Klein. Intensiv arbeite die Polizei mit den Kollegen aus Frankfurt zusammen. Dort hatten die Beamten jüngst einen Fahndungserfolg: Kurz vor Weihnachten klickten für diverse Verdächtige die Handschellen. Infolge sanken die Einbruchszahlen in der Wetterau spürbar.
Auch bei anderen Delikten strahle die höhere Frankfurter Kriminalitätsrate in die südliche Wetterau aus, berichtet Polizeichef Alexander König. Dennoch habe die hiesige Polizei die dritthöchste Aufklärungsquote binnen zehn Jahren erreicht: 55,1 Prozent aller Straftaten werden aufgeklärt. Nur 2005 und 2006 lag sie höher.
Damit das besser werde, sei die Polizei „auf wachsame Bürger“ angewiesen. „Keine Scheu, die ,110‘ anzurufen!“, so Kripochef Gutzeit. Wer Verdächtiges beobachte, solle nicht einschreiten, „aber dafür sorgen, dass jemand einschreiten kann“. (den)