Der Ausbau des Schienenverkehrs ist für einige Politiker der Schlüssel für mehr Mobilität. Doch auch diese Option hat Gegner.
Bad Vilbel/Karben. Vor allem die Grünen wollen weg von der Straße, hin auf die Schiene. Im Gegensatz dazu bekämpft die aus ihrer Gründerzeit dem Frankfurter FDP-Mann Klaus Funk nahe stehende Bürgerinitiative „Bahnane“ den Ausbau der S-Bahn. Sie prozessiert gegen den Ausbau und fordert u.a. aus Lärmschutzgründen den Neubau einer eigenen Trasse für Güterzüge entlang der A 5.
Der Ausbau der S 6 wird jedoch von allen politischen Parteien im Wetteraukreis befürwortet. Den Baubeginn des zweiten Bauabschnittes von Bad Vilbel nach Friedberg datiert der Sprecher der Deutschen Bahn, Torsten Sälinger, auf das Jahr 2021. Richtig los geht es ab 2023. Mit der Inbetriebnahme sei nach derzeitigem Planungsstand Ende 2027 zu rechnen.
Prognostizierte Fahrgastzahlen auf der S 6 und den mittelhessischen Regionalzügen, die ab Butzbach, Bad Nauheim und Friedberg den Pendlerverkehr aufnehmen, gehören hierbei zu den besonders gehüteten Geheimnissen. Ausgewiesene Fahrgaststatistiken teilt die Bahn mit dem Hinweis auf den Vertragspartner Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) nicht mit. Dessen Sprecher, Sven Hirschler, verweist auf noch zu erhebende Daten im kommenden Jahr: „Wir operieren derzeit mit Schätzwerten.“
Jürgen Lerch, Pendler aus Butzbach, Mitglied im Fahrgastbeirat des Wetteraukreises und engagiert im Fahrgastverband „Pro Bahn & Bus“, hat für diese „zurückhaltende Geheimniskrämerei“ beim RMV kein Verständnis. Er prognostiziert einen Zuwachs bis zu täglich 40 000 Fahrgästen in den Regionalzügen einschließlich der S 6. Mit dem viergleisigen Ausbau der Strecke sei auch eine erhebliche Verbesserung des Regionalverkehrs auf der Schiene zu erwarten, sagt Lerch.
Doch mit der Förderung des öffentlichen Nahverkehrs ist es seitens des Bundes derzeit nicht zum Besten bestellt. Die bisher stetig steigenden Anteile des Bundes für den regionalen Nahverkehr auf der Schiene sollen ab diesem Jahr als Teil der Sparmaßnahmen im Bundeshaushalt eingefroren werden.
Damit drohen erheblichen Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit, warnt der hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister. „Ohne einen funktionierenden ÖPNV sind die Pendlerströme in Rhein-Main nicht zu bewältigen“, kritisiert Tarek Al-Wazir (Grüne). Bleibe es bei der Sparmaßnahme, wäre ein Zusammenbruch der Mobilität im Rhein-Main-Gebiet nicht zu verhindern. Mit der im Bundeshaushalt angestrebten schwarzen Null würden in der Region die Signale auf Rot gestellt. (sng)