Die Guttempler-Gemeinschaft Ritter Bechtram feierte ihr 20-jähriges Bestehen. Die Guttempler sind eine internationale Gemeinschaft von Menschen, die bewusst alkoholfrei leben. So hilft der Verein bereits seit zwei Jahrzehnten alkoholkranken Menschen bei ihrer Sucht und der Abstinenz.
Bad Vilbel. „Heute feiern wir zum ersten Mal im neuen Rathaus“, erklärt Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) bei der Guttempler-Feier in der Kantine des Dortelweiler Rathauses. „Bei uns wird die Hilfe in zwei Schienen betrieben“, sagt der Vorsitzende der Guttempler, Alfred Lauschke. „Menschen, die merken, dass sie Hilfe brauchen, kommen in unsere Gesprächsgruppe und nehmen einfach teil. Langfristige Mitglieder sind in der sogenannten Gemeinschaft aktiv“, betont er.
So seien an diesem Abend auch die Gemeinschaften umliegender Gemeinden da, mit Friedberg, Gießen und dem Taunus bilde man einen Kreis. Alfred Lauschke weiß auch, wie sich der Alkoholismus in den vergangenen beiden Jahrzehnten gewandelt hat: „Was mir vor allem auffällt ist, dass die alkoholsüchtigen Frauen immer jünger werden“, erklärt er besorgt.
Der Mix aus Getränken, die Süchtige zu sich nähmen, werde außerdem immer bunter. Es sei ein verschwindend geringer Teil der Süchtigen, die Hilfe suchten: „Ungefähr 20 bis 30 Prozent der Gesamtbevölkerung leiden an einer Suchterkrankung. Nur fünf Prozent dieser Menschen erkennen an, dass sie ein Problem haben und suchen sich Hilfe.“
Von diesen fünf Prozent werde allerdings jeder Zweite wieder rückfällig. Die Guttempler wollen mit ihren Gesprächsgruppen suchtkranken Menschen helfen und in der Gemeinschaft mit gegenseitiger Hilfe und Aktivitäten Rückfälle vermeiden und einen alkoholfreien Lebensstil vorleben.
So bietet der Verein alkoholfreie Faschingssitzungen oder einen Silvesterball an. Die Guttempler informieren auch über Alkoholmengen, die noch im Rahmen liegen oder schon gefährlich sind. So seien für Männer 40 Gramm, das entspricht zwei Gläsern Bier, für Frauen 20 Gramm, das entspricht zwei kleinen Gläsern Rotwein, pro Tag bereits ein riskanter Alkoholkonsum. Ein erhöhtes Risiko alkoholbedingter Organschäden oder Folgeerkrankungen sind hier bereits gegeben. Bei Konsum von 60 Gramm für Männer und 40 Gramm für Frauen ist von schädlichem Konsum die Rede, Beeinträchtigungen der körperlichen und psychischen Gesundheit sind die Folge. „Wir zahlen keine Miete für unsere Vereinsräume in der Alten Bürgermeisterei, die Stadt ist wirklich eine große Stütze“, erklärt der Vorsitzende. Auch werde er häufig gefragt, warum die Bad Vilbeler Gemeinschaft nach Ritter Bechtram benannt sei. „Viele Gemeinschaften heißen ,Hilfe‘ oder ,Neuer Start‘, wir wollten etwas Besonderes machen“. Ritter Bechtram sei ein Edelmann aus Bad Vilbel gewesen. Als Hauptmann der Stadtwache habe er Kaufleute außerhalb der Stadttore beschützt. „So wollen auch wir in dieser und der Tradition der Guttempler Hilfsbedürftigen Schutz und Hilfe bieten“, so Lauschke. (nma)