Die Nidda-Renaturierung zwischen Klein-Karben und Rendel droht ins Stocken zu geraten. Ursache sind Grundstücksprobleme. Dahinter steckt ein uralter Konflikt.
Karben. Dass die Nidda zwischen Klein-Karben und Rendel in wenigen Jahren renaturiert sein wird, daran lässt keiner von jenen, die das Projekt vorantreiben, einen Zweifel aufkommen. „So große Projekte“, sagt der Bad Vilbeler Gewässerökologe Gottfried Lehr, „haben einfach eine große Vorlaufzeit.“
Die Vorlaufzeit aber verlängert sich derzeit ein wenig. Die nötigen Grundstücke am Fluss zu sichern ist schwieriger als erwartet. Die Gerty-Strohm-Stiftung, die das Vorhaben im außerstädtischen Bereich umsetzen will, kommt an einen zentralen Uferstreifen nicht heran. Der Geländestreifen ist im Gesamtprojekt verschwindend klein: Nur 20 bis 30 Meter breit und nur ein kurzes Stück lang. „Aber wir möchten es gerne haben, damit nicht ein Stück Nidda unrenaturiert bleibt“, sagt der Bad Vilbeler Rechtsanwalt Hansgeorg Jehner, der das Vorhaben namens der Stiftung vorantreibt. „Die Renaturierung soll danach zwischen Bad Vilbel und Karben durchgehend sein.“ Direkt an der Gemarkungsgrenze beginnt einer der wichtigsten Renaturierungsabschnitte des Flusses, das Nidda-Knie am Gronauer Hof. Den übergroßen Teil der für die Renaturierung nötigen Flächen hat die Stiftung schon zusammen und großteils von der Stadt gekauft.
Grundstücke tauschen
Doch Landwirte weigern sich nun, den schmalen Uferrandstreifen herzugeben, bestätigt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Dafür habe er durchaus Verständnis: „Wenn dann nur noch kleine Äcker übrig bleiben, lohnt es sich nicht mehr, diese mit den großen Maschinen zu bewirtschaften.“ Die Hürde hat sich im Ortsgespräch allerdings inzwischen aufgebauscht, selbst von einem Stopp der Renaturierung ist bereits die Rede. „Ich wüsste nicht, dass es gestoppt sein sollte“, sagt Rahn. Im Gegenteil arbeite die Stadt an einer Lösung der Grundstücksfrage. Ganz konkret wolle er mit den Landwirten besprechen, ob sich das Problem mit einem Grundstückstausch lösen lässt.
Dafür will Rahn die Hessische Landgesellschaft (HLG) als größten Grundbesitzer in der Stadt ins Boot holen. Hansgeorg Jehner hat sogar schon für Anfang Mai einen Termin mit der HLG ausgemacht.
Die Verzögerung kommt den Nidda-Freunden nicht ungelegen: Die Projekte in Karben kommen derart schnell in Gang, dass sie den Vorhaben in Bad Vilbel dicht auf den Fersen sind. Dort soll im Herbst am Kurhaus renaturiert werden – womit ohnehin „die Kräfte gebunden“ seien, sagt Jehner. Auch wird das Gesamtprojekt im Karbener Stadtgebiet damit wohl nicht gebremst. Bloß scheinen nun die innerstädtischen Projekte diejenige der Strohm-Stiftung zu überholen. Denn für 2013 peilt Bürgermeister Rahn den Baubeginn an für die ersten Maßnahmen.
So soll die Nidda im Bereich des Bürgerzentrums, des Hallenbades und des Günther-Reutzel-Sportfeldes natürlich umgebaut werden. Für die Bevölkerung sind hier unter anderem ein Nidda-Strand, Hundebadeplätze sowie Bewegungsparks vorgesehen. Dass die innerstädtische Renaturierung früher komme als die außerörtliche sei „vielleicht gar nicht so schlecht“, grübelt Gewässerökologe Lehr. Die Menschen könnten sich dort „ihre“ Nidda neu erobern und die später renaturierten Bereiche außerorts würden anschließend weniger stark frequentiert.
Dort könne sich die Natur somit ungestörter entfalten. Denn gerade am Nidda-Knie zeige sich, dass noch immer einige uneinsichtige Halter ihre Hunde sogar mitten in Brut- und Lebensbereiche seltener und gerade erst wieder angesiedelter Tiere laufen ließen. (den)