Bad Vilbel. Neue Töne beim Neujahrsempfang der Bad Vilbeler CDU: Dem pointierten Kämpfer Klaus Minkel folgt mit Tobias Utter ein CDU-Vorsitzender, der sich ganz wörtlich eher als Moderator versteht. Er begrüßte die 500 Gäste im Kulturforum mit einer Erfolgsbilanz der brunnenstädtischen Union: Mehr Gewerbesteuer, kostenloses drittes Kindergartenjahr, „sensationell geringe“ Arbeitslosigkeit.
Die SPD griff Utter nur zaghaft an: Sie hätte die Stadt „mit mehr als 20 Beschlüssen ruiniert“. Dann begrüßte er den Landratskandidaten wie einen Talkshow-Gast: „Herr Veith, Sie lieben Herausforderungen . . .“ So freundlich begrüßt, präsentierte sich der Christdemokrat und Vize-Landrat Oswin Veith als jemand, „der gerne zupackt“ und Landrat werden will. Die Bad Vilbeler Christdemokraten und ihre politischen Freunde – das war ein Thema, das Veith und den Hauptredner, den hessischen Wirtschaftsminister Alois Rhiel, miteinander verband. Veith offenbarte, dass er bereits vor 20 Jahren, damals „als kleiner Rechtsreferendar“ bei Bürgermeister Günther Biwer in der Quellenstadt lernte, „welche Kraft in Bad Vilbel steckt“. Das habe solchen Einfluss auf die Kreispolitik, „dass der Etat erst dann fertiggestellt wird, wenn verlässliche Zahlen aus Bad Vilbel vorliegen“.
Als ein alter Biwer-Bekannter“ entpuppte sich auch Minister Rhiel. Sie lernten sich zur Studentenzeit im Marburger Kolping-Werk kennen. Auch heute verbinde er viel Positives mit Bad Vilbel, so der Minister, sei doch hier als große Ausnahme dem Ausbau des Frankfurter Flughafens zugestimmt worden. Das Reizthema des Wahlkampfs, die Ausländerkriminalität, griffen Veith und Rhiel eher beiläufig auf. Veith konterte den SPD-Vorwurf von tausend abgebauten Polizeistellen mit der Feststellung, es seien im Gegenteil 1371 neue Stellen entstanden, allein 120 beim Polizeipräsidium Mittelhessen.
Die Einbrüche im Wetteraukreis seien um 50 Prozent zurückgegangen, der Kreis sei der sicherste in ganz Hessen. Spontanen Applaus gab es für Veiths Bemerkung, die CDU wolle nicht, dass Bad Vilbel mit einem Regionalkreis „in den Rachen von Frankfurt geworfen wird“.
Rhiel nutzte seine Rede, um eine Erfolgsbilanz der CDU-Landespolitik und vor allem seines Wirtschaftsressorts zu ziehen. Er hielt ein Plädoyer für mehr Sicherheit mit der Betonung, „die beste Prävention ist die Bildungspolitik“. Mobilität sei nicht nur wichtig, um den Ärger über Staus zu vermeiden. Die Infrastruktur sei vielmehr Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg. Flossen 1999 unter Rot-Grün nur 27 Millionen Euro in den Straßenbau, so sind es heute 100 Millionen. Rhiel betonte aber, es müsse eine Wahlfreiheit zwischen Auto und öffentlichem Nahverkehr geben. Mit dem dritten und vierten S-Bahn-Gleis werde es einen 15-Minuten-Takt geben. Die Investitionen zahlten sich bereits aus: In den letzten fünf Jahren habe der RMV 20 Prozent mehr Fahrgäste gehabt. Rhiels Lieblingsthema kam zum Schluss: Sein energischer Kampf gegen überhöhte Energiekosten. Den will er weiter austragen.