Haben Sie’s gemerkt? Am 31. Oktober war Feiertag – Reformationstag. Vielleicht haben Sie einfach einen zusätzlichen freien Tag genossen, vielleicht ausgiebig Halloween gefeiert, vielleicht waren Sie auch im Gottesdienst. Mit diesem Tag hat das in der evangelischen Kirche ausgiebig gefeierte Reformationsjubiläumsjahr offiziell seinen Abschluss gefunden. Auch bei uns in der Wetterau gab es eine Menge Veranstaltungen rund um das, was Martin Luther vor 500 Jahren angeregt hat. Manchen war es sogar etwas viel Luther. Nun ist das Jubiläumsjahr vorbei. Was bleibt davon in Erinnerung?
Ich hoffe, es bleiben u. a. zwei Dinge im Bewusstsein. Das erste ist ein verstärktes Verständnis für das Ereignis, das vor 500 Jahren die Welt änderte: Luthers geschichtlicher Wert und seine Bedeutung etwa für die Bildung, die Sprache und den Begriff der Freiheit. Auch seine Schattenseiten nicht zu vergessen.
Das zweite ist ein verschärfter Blick auf die Herausforderungen unserer Zeit. Denn seine entscheidende Wiederentdeckung ist heute auf andere Weise noch genauso aktuell wie vor 500 Jahren. Der Mensch erhält seinen Wert nicht aus dem, was er leistet, sondern er hat seinen Wert in sich selbst, weil er ein geliebtes Geschöpf Gottes ist.
Darauf zu vertrauen, hat Konsequenzen in unserer Leistungsgesellschaft, die vom Bewusstsein bestimmt ist, dass Glück und Heil durch unseren individuellen Einsatz erreicht werden müssen. In Arbeit und Schule, Wirtschaft, Therapie oder Fitness-Training – überall hat sich das Diktat der Leistungssteigerung durchgesetzt.
Grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, Leistung erzielen zu wollen, aber sie darf nicht unser Leben bestimmen, nicht zum Lebenssinn werden. Denn dann zeigt sie all zu schnell ihr unmenschliches Gesicht gegenüber allen, die nicht das leisten können, was erwartet wird.
Das ist das Vermächtnis des Reformationstags 2017.
Christian Krüger
Pfarrteam Karben